Wechselkurse entziehen sich hartnäckig jeder Vorhersage. Zu viele Parameter spielen bei der Entwicklung von Devisen eine Rolle. Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac, wagt trotzdem eine Prognose für den US-Dollar: "Er dürfte insgesamt eher einem Abwertungstrend folgen, auch wenn er sich nicht so leicht geschlagen geben wird. Der Euro wird in diesem Fall als eine der ersten Währungen profitieren können." Zumindest, wenn Politik und Wirtschaftsentwicklung ihm keinen Strich durch die Rechnung machen.

Saint-Georges führt für seine Einschätzung vier Gründe an: Erstens hat sich der Abgesang auf den Euro im politisch turbulenten Jahr 2016 als übertrieben erwiesen. Zweitens hat sich die Konjunktur in Europa zuletzt besser entwickelt als gedacht – wohl auch, weil sich die politische Lage entspannt hat. "Gleichzeitig ließen die wiederholten Misserfolge der Trump-Regierung bei der Umsetzung ihres Wirtschaftsprogramms Zweifel aufkommen, ob sich das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher und Unternehmen in einem deutlichen Anstieg der Aktivität niederschlagen würde", sagt der Carmignac-Experte.

Nur Weltmächte haben Weltwährungen
Als drittes Argument führt Saint-Georges den Außenhandel ins Feld. Der Wert einer Währung wird durch die Außenhandelsbilanz ihres Landes beeinflusst. Momentan weist die Eurozone einen Leistungsbilanzüberschuss von mehr als drei Prozent auf, gegenüber einem Defizit von mehr als zwei Prozent für die USA. "Diese Situation ist jedoch nicht neu und hinderte den Euro nicht daran, von 2014 bis 2016 abzuwerten", erklärt der Stratege. "Sie stellt lediglich einen stützenden Faktor für die Einheitswährung dar."

Viertes Indiz für einen tendenziell schwachen Greenback ist die Tatsache, dass der Euro nach mehreren schwierigen Jahren bei internationalen Investoren allmählich wieder mehr Vertrauen genießt. "Er hat umso mehr Potenzial, als die Alternative aus den USA derzeit fragwürdig erscheint", sagt Saint-Georges. Das sinkende Engagement der Vereinigten Staaten auf der Weltbühne schwächt den globalen Status des Dollars. "Und diese Schwäche ist in höchstem Maße vereinbar mit den wirtschaftlichen Prioritäten der Trump-Regierung, die bekanntlich auf eine schwächere Währung setzt", so das Fazit des Carmignac-Manns. (fp)