Die Weltwirtschaft ist im kommenden Jahr mehreren Risiken ausgesetzt, warnt der Fondsanbieter Candriam in seinem Konjunktur- und Finanzausblick für 2018. So werde die weitere Entwicklung maßgeblich von der Politik in China und in den USA sowie von den Entscheidungen der Notenbanken beeinflusst. "China muss seine Schulden bewältigen, in den Industrieländern geht das Jahrzehnt der steigenden Zentralbankbilanzsummen zu Ende und die US-Wirtschaftspolitik bleibt schwer einzuschätzen", fassen die Experten die Aussichten zusammen.

Dabei wächst die Weltwirtschaft momentan so stark wie lange nicht mehr, nicht zuletzt wegen der anhaltenden wirtschaftlichen Erholung in Europa. "Das Wachstum in der Eurozone kann im nächsten Jahr auf zwei Prozent steigen", sagt Florence Pisani, Director of Economic Research bei Candriam. Vor diesem Hintergrund hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine Verringerung ihrer Anleihekäufe angekündigt, zugleich allerdings darauf hingewiesen, dass sie die Zinsen erst deutlich nach dem Ende ihres Quantitative-Easing-Programms heben wird.

Unsicherheitsfaktor US-Reformen
Auch die  Emerging Markets wachsen anhaltend stark. Dort gefährdet jedoch Chinas rapide wachsender Schuldenberg die finanzielle Stabilität. "Der starke Anstieg der Verschuldung ist eine Folge der hohen Sparquoten", sagt Anton Brender, Chefökonom bei Candriam. Erst kürzlich hätten die chinesischen Behörden die Kreditvergabe an Unternehmen eingeschränkt. Jetzt würden sie versuchen, die Kreditvergabe an private Haushalte einerseits einzudämmen, andererseits aber das konsumgetriebene Wachstum zu stärken.

Auch die USA sind in den Augen der Candriam-Experten ein Risikofaktor. Die größten Unbekannten sind die Ergebnisse der Staatshaushaltsverhandlungen: die Abstimmung über den Haushaltsplan für das Jahr 2018, die Anhebung der Schuldengrenze sowie die Steuerreform. Zwei Reformen stehen aktuell zur Abstimmung und müssen noch miteinander in Einklang gebracht werden. "Wie auch immer hier das Ergebnis aussehen mag, erscheint ein Rückgang der Körperschaftsteuer möglich, eine nachhaltige Erholung der Investitionsausgaben aber eher unwahrscheinlich", sagt Brender. Bei moderaten fiskalischen Anreizen rechnet er für 2018 mit einem US-Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent. Die Federal Reserve dürfte ihre Geldpolitik dann weiter normalisieren. (fp)