Bundesbankpräsident Joachim Nagel hält die Inflation nicht für so weit unter Kontrolle, dass eine Pause bei der geldpolitischen Straffung der Europäischen Zentralbank angebracht sei. "Es ist für mich viel zu früh, über eine Pause nachzudenken", sagte der Bundesbankchef am Donnerstag am Rande des Fed-Symposiums in Jackson Hole im Gespräch mit dem Nachrichtensender "Bloomberg TV."

Maßgeblich für sein diesbezügliches Votum seien auch die weiteren Daten in den kommenden Wochen. "Wir sollten nicht vergessen, dass die Inflation immer noch bei etwa fünf Prozent liegt. Das ist also viel zu hoch. Unser Ziel liegt bei zwei Prozent. Es bleibt also noch ein weiter Weg." Die Konjunktur verlangsame sich zwar. Die Kerninflation jedoch bleibe stabil und der Arbeitsmarkt sei "wirklich ziemlich gut", so Nagel.

Nicht der kranke Mann Europas
Der Bundesbankchef geht nicht davon aus, dass Deutschland in die Rezession gerät. Einem schwachen dritten Quartal stünden bessere Aussichten für das nächste Jahr gegenüber. "Ich höre viel Gerede über Deutschland, den kranken Mann Europas. Das ist definitiv nicht der Fall", sagte Nagel und verwies auf den stabilen privaten Konsum und höhere Löhne für die Arbeitnehmer. "Ich bin immer noch ziemlich optimistisch, dass wir eine weiche Landung haben werden." (Bloomberg/ert)