"Da die Inflation im Euroraum weiterhin hoch ist, müssen wir handeln", erklärte Bundesbankchef Joachim Nagel bei einer Rede in Eltville. "Wenn sowohl die eingehenden Daten als auch unsere neue Projektion im Juni diese Einschätzung bestätigen, werde ich mich für einen ersten Schritt zur Normalisierung der EZB-Zinsen im Juli einsetzen."

Angesichts der Rekordinflation in der Eurozone, die zum Teil auf den Krieg, aber auch auf pandemiebedingte Angebotsengpässe zurückzuführen ist, mehren sich unter den EZB-Ratsmitgliedern zunehmend die Stimmen, die eine Zinserhöhung im Juli befürworten. Während Nagels Position kaum überrascht – er gilt als einer der Falken im Rat – unterstützen selbst Kollegen wie der Finne Olli Rehn, die normalerweise eher zu den Tauben zählen, einen solchen Schritt.

"Meiner Ansicht nach nimmt das Risiko, zu spät zu handeln, deutlich zu", fuhr Nagel in seiner Rede fort. "Das Hinauszögern einer geldpolitischen Wende ist eine riskante Strategie. Je mehr sich der Inflationsdruck ausbreitet, desto größer wird die Notwendigkeit einer sehr starken und abrupten Zinserhöhung." (mb/Bloomberg)