Ein Wahlsieg Donald Trumps "könnte mit drastischen Zollerhöhungen, einer expansiven Fiskalpolitik und einer starken Einschränkung der Zuwanderung einhergehen", sagte Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank, am Dienstag (8.10.) bei einer Rede beim Hauptstadtempfang der Bundesbank in Berlin. 

"Würden Trumps Ankündigungen umgesetzt, könnte dies im Euroraum und in Deutschland zu spürbaren Wachstumseinbußen führen", führte er aus. "Das läge nicht nur an den Folgen gravierend höherer Zölle, die direkt oder indirekt unsere Exportwirtschaft beeinträchtigen würden. Sondern auch die Unsicherheit wäre bedeutsam, die ein Wahlsieg Trumps in Europa auslösen dürfte." 

Aufgrund der im Vergleich zum restlichen Euroraum überdurchschnittlichen Handelsverflechtung Deutschlands mit den USA könnten die negativen Effekte für Deutschland größer sein als für den Euroraum, gab der Bundesbankchef zu bedenken. "Im Jahr 2023 war Deutschland mit Abstand der größte Exporteur Europas in die USA", so Nagel. "Auch der Anteil der Exporte in die USA an den gesamten Exporten lag höher als in den meisten EU-Mitgliedsländern." 

"Erheblicher Inflationsanstieg in den USA möglich"
Im Falle von massiven Zollerhöhungen und wahrscheinlichen Gegenzöllen wäre es laut Nagel plausibel, dass der negative Effekt daraus stärker auf die US-Wirtschaft wirkt als der fiskalpolitische Stimulus. "In einem solchen Szenario wäre außerdem ein erheblicher Inflationsanstieg in den USA möglich, denn durch Zölle steigen die Preise für Importwaren", so der Bundesbank-Chef. "Die amerikanische Zentralbank könnte dadurch zu Leitzinsanhebungen veranlasst werden."

Ein Wahlsieg von Kamala Harris dürfte hingegen "größere Kontinuität in der Handels- und Wirtschaftspolitik bedeuten", so Nagels Einschätzung. (mb/Bloomberg)