Warren Buffett, der am 30. August 85 Jahre alt wird, kauft Precision Castparts, einen Ausrüster für die Raumfahrt- und Energiebranche, für 37,2 Milliarden US-Dollar. Berkshire wird 235 Dollar je Aktie in bar zahlen und die Nettoschulden von Precision Castparts übernehmen, teilten die beiden Gesellschaften am Montag in einer Erklärung mit. Der Kaufpreis für das Unternehmen aus Portland liegt 21 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag.

Berkshire "ist jetzt wirklich ein Industriebetrieb"
Mit der Übernahme dürfte der Jahresumsatz von Berkshire um etwa zehn Milliarden Dollar und die Zahl der Mitarbeiter um 30.000 bzw. um fast zehn Prozent steigen. Auch dringt Berkshire dadurch weiter in die Schwerindustrie vor und verringert die Abhängigkeit von der Versicherungsbranche und dem Aktien-Picking, beides Wachstumsmotoren bei Berkshire in den vergangenen 50 Jahren. Die heutige Struktur des Unternehmens, mit der Eisenbahngesellschaft BNSF und Beteiligungen im Bereich Erneuerbare Energien, wäre Mitte der 1990er-Jahre kaum vorstellbar gewesen, als Buffalo News und das Schuhgeschäft die herausragenden Bereiche waren und die Gesellschaft wegen ihrer Aktienengagements als Investmentfonds angesehen wurde. "Diese Zeiten sind vorbei", sagt Lawrence Cunningham, Professor an der George Washington University und Autor des Buches "Berkshire Beyond Buffett", in einem Interview. "Es ist jetzt wirklich ein Industriebetrieb."

"Wir sind zu Phase zwei übergegangen"
Buffett hat auch sein Aktienportfolio geändert und einige langfristige Positionen reduziert. Beispielsweise Procter & Gamble, das drittgrößte Engagement von Berkshire Ende 2008. Im vergangenen Jahr handelte er einen Deal aus, einen Großteil der Aktien an P&G zurückzugeben im Tausch gegen das Duracell-Batterie-Geschäft. Der Erwerb von Unternehmen mit beständigen Aussichten sei "eine andere Art des Wertaufbaus" als Aktien-Investments, sagte Buffett auf der Hauptversammlung im letzten Jahr. "Wir sind zu Phase zwei übergegangen."

"Geschäftsbereich mit einem Horizont von mehreren Jahrzehnten"
Precision Castparts stellt mit moderner Ingenieurtechnik Metall-Industriekomponenten für Düsenantriebe und Kraftwerke her, sowie Röhren für die Öl- und Gasindustrie. Zwar standen die Ergebnisse im Energiesektor in letzter Zeit unter Druck, was den Aktienkurs in den vergangenen zwölf Monaten um 17 Prozent nach unten getrieben hat. Aber das ist wohl kein Problem für Buffett, der nach Langfristengagements sucht, wo hohe Einstiegsbarrieren potenzielle Konkurrenten abschrecken würden. "Das ist ein Geschäftsbereich mit einem Horizont von mehreren Jahrzehnten", sagt David Rolfe, Fondsmanager bei Wedgewood Partners. "Sie haben diese unglaublich langen Beziehungen mit einigen Kunden. Und diese werden nicht zu einem Billiganbieter gehen, um ein Teil im Inneren eines Flugzeugmotors etwas billiger zu bekommen." Zu den Kunden von Precision Castparts zählen General Electric, Boeing und Airbus. (mb/Bloomberg)