CMC Markets warnt vor einer Marktpanik und einem "Schwarzen Montag für alle Assetklassen". "Was wir gerade sehen, ist eine mehrtägige Trauerfeier", schreibt Jochen Stanzl, der Chefmarktanalyst des Brokerhauses, in einem Marktkommentar am Montagmorgen (13.6.). "Zu Grabe getragen wird die Hoffnung einer baldigen Spitze in den Inflationsdaten. Die Hoffnung starb am vergangenen Freitag um 14.30 Uhr, als in den USA die Zahlen für den Mai veröffentlicht wurden."

Die Inflation drohe außer Kontrolle zu geraten, meint Stanzl. Die großen Zentralbanken könnten bewusst eine Rezession auslösen, um die Nachfrage unter das durch Lieferengpässe und Krieg dezimierte verfügbare Angebot zu bewegen. "Die Märkte wurden auf dem falschen Fuß erwischt", pflichtet ihm Clemens Bundschuh bei, Research-Leiter bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Aktienmärkte befänden sich "im Ausverkaufsmodus", schreibt er in einer am Montag veröffentlichten Marktanalyse.

Deutliche Kursverluste dies- und jenseits des Atlantiks
Am Freitag war bekannt geworden, dass die Verbraucherpreise in den USA im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,6 Prozent gestiegen sind. Das bedeutet die höchste Inflation seit mehr als 40 Jahren: Im Dezember 1981 hatte die Teuerungsrate 8,9 Prozent betragen. Viele Marktteilnehmer hatten auf eine Trendwende gehofft, nachdem die Rate schon von 8,5 Prozent im März auf 8,3 Prozent im April gesunken war.

Die US-Börsen verzeichneten am Freitag nach Bekanntgabe der Inflationsdaten deutliche Verluste. Der Dow Jones sackte um 2,7 Prozent ab, der Technologieindex Nasdaq um 3,5 Prozent. Der Dax, der am Freitag unter 14.000 Punkte gerutscht war, notierte am Montagvormittag weitere zwei Prozent im Minus. "Im Deutschen Aktienindex wird die Bodenbildung aus dem März in Frage gestellt", schreibt Stanzl. "Die Frage ist, ob diesmal wieder die Schnäppchenjäger in die extrem schlechte Stimmung hineinkaufen werden."

Japans Notenbank kauft unlimitiert Staatsanleihen
Sorge bereitet dem CMC-Analysten, dass offensichtlich mehrere Märkte "von Emotionen wie Angst und Panik regiert" würden. "Das zieht sich von Aktien über Währungen und Kryptos bis hin zu Zinsen", notiert er. "Die Korrelation der Märkte ist so eng, dass es kaum mehr einen Ort gibt, an dem man sich verstecken kann."

Als Beispiel verweist Stanzl auf Japan. Dort habe die Notenbank bekannt gegeben, unlimitiert japanische Staatsanleihen kaufen zu wollen, um zu vermeiden, dass die Rendite zehnjähriger Papiere über 0,25 Prozent steigt. Trotz des Versprechens sei diese Grenze am Montagmorgen gerissen worden, so der CMC-Experte. "Eilig hat die japanische Notenbank heute Morgen neues Kapital freigegeben, um die Obergrenze bei den Zinsen zu verteidigen", schreibt er. (bm)