Im Euroraum steht die Zinswende kurz bevor, auch wenn sie angesichts hartnäckiger Inflationsdaten etwas gedämpfter ausfallen dürfte als lange erwartet. Anleger sollten daher das aktuell noch hohe Renditeniveau nutzen, sagt Peter Bentley, Co-Leiter für Anleihen bei Insight Investment. Gute Chancen bieten insbesondere aktiv gemanagte Portfolios mit Unternehmensanleihen, so der Bond-Experte.

Die durchschnittliche Rendite europäischer Investment-Grade-Unternehmensanleihen, gemessen am Bloomberg Pan-European Corporate Bond Index, liege derzeit bei 3,9 Prozent, die Rendite hochverzinslicher Unternehmensanleihen sogar bei 7,7 Prozent, gemessen am Bloomberg Pan-European High Yield Index. Im Vergleich dazu liegt die Dividendenrendite des MSCI World Index bei rund 1,8 Prozent.

Attraktive Zinsen für Anleger, günstige Zinsen für Schuldner
Während Anleger mit Firmenanleihen von den aktuellen Renditen profitieren, haben viele Unternehmensemittenten Finanzierungskosten, die weit unter den aktuellen Marktrenditen liegen. Denn sie haben sich ganz überwiegend noch vor 2022 zu günstigeren Zinsen refinanziert. Die Folge: Die höheren Zinsen belasten sie noch nicht in vollem Umfang. Bentley bezeichnet das als eine "Win-Win-Situation" für Anleiheinvestoren und die Unternehmen: "Ein Gewinn für den Investor, weil er die heutigen höheren Renditen von qualitativ hochwertigen Unternehmen nutzen kann, und für viele Unternehmen, weil sie ihre Schulden bequem auf dem Niveau der Kupons von vor 2022 bedienen können." 

Und auch die Aussichten sind günstig: Angesichts der bevorstehenden Zinssenkungen dürfte das Zinsumfeld für die Refinanzierung der Unternehmen in den kommenden Jahren günstiger werden. Anleger dagegen profitieren weiter von den Renditen, die sie heute einloggen. Allerdings rät Bentley stark zu aktiven Ansätzen. Insbesondere vor dem Hintergrund der schwachen Konjunktur und der Marktineffizienzen am Anleihenmarkt könnten aktive Manager deutlichen Mehrertrag generieren, meint er. (jh)