"Das verflixte siebte Jahr", eine Hollywoodkomödie von Starregisseur Billy Wilder, nimmt einen Sachverhalt aufs Korn, den viele aus dem echten Leben bestätigen können: Irgendwann ist auch aus einer harmonischen Ehe die Luft raus. Die Gefahr einer Trennung ist dabei im sechsten und siebten Ehejahr besonders hoch. Das zeigen Statistiken der Standesämter. Anders formuliert: Wer das siebte Ehejahr unbeschadet und gemeinsam übersteht, der hat gute Chancen, auch längerfristig ein Paar zu bleiben. Denn danach flacht die Scheidungskurve erkennbar ab.

Auch andere Kurven zeigen ein auffälliges Muster bezüglich der Ziffer Sieben – zumindest, wenn man einigen Charttechnikern Glauben schenken darf. So seien Börsenindizes extrem anfällig für Verluste, wenn die betreffende Saison die "Sieben" am Ende der Jahreszahl trägt. Insbesondere im Herbst des jeweiligen Jahres drohten massive Verluste, so die Anhänger der auf den ersten Blick reichlich kruden Theorie.


FONDS professionell ONLINE hat die Probe aufs Exempel gemacht und für den altehrwürdigen Dow-Jones-Industrial-Index alle Siebener-Börsenjahre nachgezeichnet – die verblüffenden Resultate finden Sie oben in der Chartstrecke.


Ein Blick in die mehr als 100-jährige Kurshistorie der Wall Street zeigt tatsächlich eine auffällige Häufung bemerkenswerter Kursrückschläge in genau jenen Abschnitten, deren Jahreszahl mit einer Sieben endet – auch wenn die Gesamtbilanz per Silvester nichtsdestotrotz bisweilen positiv ausfiel. Denn manchmal, wie 1927 oder 1967, folgte auf den herbstlichen Schwächeanfall eine kraftvolle Jahresendrally.

Die verheerenden Crashjahre 1987, 1997 und 2007, als Amerikas Subprime-Krise mit voller Wucht nach Europa schwappte, bestätigen hingegen die "verflixte Sieben"-Theorie. Im Schnitt sanken die Kurse von Anfang August bis Anfang November in "Siebener"-Jahren um 17 Prozent, wie die Analysten von Wellenreiter-Invest ausgerechnet haben.

Wirtschaftliches Auf und Ab als Treiber?
Rationale Begründungen für diese Zahlenmystik sind nicht ganz leicht zu finden. Am ehesten noch ist das Phänomen mit dem Wirtschaftszyklus erklärbar. So entstehen konjunkturelle Auf- und Abschwünge durch den Wandel von Angebot und Nachfrage, also der unterschiedlichen Bereitschaft der Menschen zu sparen, zu konsumieren und produktiv zu sein. Aufschwungs-, Boom-, Abschwungs- und Rezessionsphasen wechseln sich ab und bilden in der Theorie mehrjährige konjunkturelle Zyklen. Diesen folgen auch die Aktienmärkte mit zeitlichem Vor- oder Nachlauf.

Der französische Mediziner Clément Juglar war einer der Ersten, der die wirtschaftliche Fluktuation wahrnahm und eine zyklische Entwicklung konstatierte, so die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ). Juglar gewann seine Erkenntnisse im 19. Jahrhundert aus der Analyse von Zins- und Preistrends in Frankreich und im Vereinigten Königreich. Dabei hat er eine sieben- bis elfjährige wiederkehrende Wachstumsveränderung ausgemacht, die als klassischer Konjunkturzyklus gilt.

Kein Grund zur Panik
Dass dieser ausgerechnet mit den Siebener-Jahren an der Börse zusammenfallen soll, wäre allerdings purer Zufall – auch wenn die Nervosität derzeit wegen des eskalierenden Nordkorea-Konflikts wieder bedrohlich ansteigt.

Generell gilt nämlich, dass insbesondere die Monate des Spätsommers häufig zu den kursschwächeren Phasen am Aktienmarkt zählen – und die Siebener-Jahre machen da keine Ausnahme. Schlecht beraten wären also all jene, die dem Aberglauben verfallen und sofort ihre Aktien verkaufen, nur weil das Jahr 2017 mit der ominösen Sieben endet.

Vorsichtigere Naturen halten es ohnehin mit Mark Twain. "Für Börsenspekulationen ist der Februar einer der gefährlichsten Monate", bemerkte der Beststellerautor einst, und fügte hinzu: "Die anderen sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Oktober." (ps)