Unumstrittene Erfinder der Jahreszeitensprüche sind die Landwirte mit Schlagern wie "Mairegen bringt Segen". Doch die Börsianer stehen nicht weit hintenan mit Börsenregeln wie "Sell in May and go away" und "Remember to come back in September". Nun haben Analysten der DZ Bank die saisonalen Börsenweisheiten auf die Probe gestellt – und tatsächlich: Einige von ihnen haben durchaus ihre Berechtigung. Doch die Statistik zeigt auch: Ganz vertrauen sollten Anleger den Börsenregeln nicht.

Für die Erhebung haben die DZ-Bank-Analysten die Kursverläufe von Dax, Euro Stoxx 50 und S&P 500 in den vergangenen 20 Jahren untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Kurse durchaus ein saisonales Muster aufweisen. "Insbesondere die Schwäche des Sommers und die Stärke des Winters ragen hierbei heraus", schreiben die Autoren Pascal May und Sören Hettler. 

Es gibt sie wirklich: "Santa-Clause-Rally" in den USA
Als mögliche Gründe für die schwachen Sommermonate nennen sie die Urlaubssaison und geringere Handelsumsätze in den Sommermonaten. Die in der Statistik deutlich erkennbare Jahresendrally der Monate Oktober bis Dezember erklären sie mit der generell besseren Vorweihnachtsstimmung und dem Phänomen des "Window-Dressing". Nach diesem Prinzip kaufen Portfoliomanager kurz vor Ende des Jahres verstärkt Aktien, die zuletzt Kursgewinne verzeichnen konnten, um so den Anteil gut gelaufener Aktien im Depot zu erhöhen. Für die USA konnten die Analysten zudem auch die "Santa-Clause-Rally" in den Tagen zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel recht eindeutig belegen. 

Allerdings gibt es auch immer wieder Jahre, die deutlich aus dem Muster fallen. "Schließlich halten sich exogene Schocks nicht an Jahreszeiten", so die Autoren. Auch das laufende Jahr folgt dem saisonalen Muster bislang nur teilweise. Die seit Anfang August zu beobachtende Abwärtsbewegung von Dax, Euro Stoxx 50 und S&P 500 fügt sich zwar in das Phänomen schwacher Sommerkurse ein. Um aber einen guten Abschluss in Form einer typischen Jahresendrally hinzulegen, müsste der Markt nun anhaltend drehen: Immerhin zwei Monate bleiben dazu noch. (jh)