Nach vier turbulenten Wochen notieren die Kurse vieler Aktienindizes wieder über den Niveaus von Ende Juli. Der Dax schickt sich nach den erreichten neuen Rekordhochs gar an, erstmals die Marke von 19.000 Punkten zu übertreffen. Das hätten viele Beobachter nach dem Einbruch Anfang August wohl kaum für möglich gehalten.

"Die vergangenen vier Wochen haben gezeigt, wie wichtig es ist, auch in volatilen Zeiten investiert zu bleiben", sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank. Wer aus Sorge vor einem länger andauernden Kursrückgang Aktien verkauft habe, verpasste den unmittelbar folgenden Kursaufschwung.

Kurze Volatilität oder langfristige Schwäche
"Für diejenigen, die investiert geblieben sind, war es dagegen nur eine kurze volatile Episode", sagt Beil. Andere habe ein abrupter Ausstieg wichtige Rendite gekostet. Doch die Nervenbelastung für Anleger war durchaus groß: Während der US-Index S&P 500 Anfang August innerhalb weniger Tage 6,4 Prozent verlor, traf es den Dax mit einem Minus von 7,7 Prozent noch härter. Aus Sicht des Anlageexperten dürfte auch die Entscheidung von Warren Buffett, mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway große Teile der gehaltenen Apple-Aktien zu verkaufen, für zusätzliche Unsicherheit neben den Rezessionsängsten gesorgt haben.

Auch in Japan führte nach Einschätzung von Beil eine Reihe von Ereignissen zu Unsicherheit an den Märkten. Die Auflösung von Carry Trades, die aufgrund steigender Zinsen in Japan plötzlich unrentabel wurden, führte zu Zwangsverkäufen. Diese kreditfinanzierten Aktiengeschäfte wurden durch die Zinserhöhungen plötzlich riskanter, und die finanziellen Sicherheiten der Anleger reichten oft nicht mehr aus. Die Folge: Banken sahen sich gezwungen, sogenannte Margin Calls durchzuführen, bei denen Aktien ohne Rücksicht auf potenzielle Verluste verkauft werden mussten, um die Kredite abzusichern. "Diese Ereignisse verstärkten die Volatilität der Märkte und deuteten auf eine bevorstehende Marktbereinigung hin", sagt Beil.

Nahtlose Erholung erwischt Verkäufer auf falschem Fuß
Statt eines weiteren Kursrückgangs setzte aber fast nahtlos eine Erholung ein, die die meisten Indizes bis nahe an oder über die Stände von Ende Juli führte. Der Dax etwa legte zwischen dem 5. und dem 23. August 8,8 Prozent zu, beim S&P 500 waren es 8,5 Prozent. "Diese rasche Erholung verdeutlicht, wie wichtig es ist, Ruhe zu bewahren und sich nicht von kurzfristigen Marktschwankungen aus der Bahn werfen zu lassen", so Beil. Die Historie zeige zudem, dass häufig auf starke Kurseinbrüche bereits unmittelbar eine Korrektur nach oben folgt. Deshalb ist es aus Sicht von Beil ratsam, an den Grundprinzipien des Anlegens, langfristig investiert zu bleiben und möglichst breit zu diversifizieren, nicht zu rütteln. (jh)