Während Unternehmensanleihen aus den entwickelten Volkswirtschaften nur noch minimale Renditen abwerfen, warten Bonds aus den Emerging Markets mit höheren Zinsen auf. Auch die Konjunkturentwicklung spricht für die aufstrebenden Länder. "Aus makroökonomischer Sicht sind wir weiter gedämpft optimistisch für die Emerging Markets", erklärt Jonathan Mann, Leiter Schwellenländeranleihen bei BMO Global Asset Management. "Das Wirtschaftswachstum in den entwickelten Staaten – auch in der Eurozone – ist einigermaßen robust, was den Export der Schwellenländer stützt."

Deren Wachstum sei nach Beobachtung von Mann in einigen Regionen wie etwa Südostasien ausgesprochen stark. "In den rohstoffreichen Ländern wie Brasilien, Russland Südafrika oder Nigeria hat es zumindest wieder eine stabile Basis gefunden, nachdem sich die Rohstoffpreise von ihren langjährigen Tiefständen erholt haben – auch wenn speziell der Rohölpreis aufgrund einer Reihe von Faktoren unter Druck bleiben sollte", glaubt Mann.

Strukturreformen geben Rückenwind
Zusätzliche Dynamik erwartet Mann in China und Indien durch die Strukturreformen, die dort vorangetrieben werden. Dagegen seien wirtschaftlich eher kleinere Schwellenländer wie die Ukraine, Ägypten, Honduras oder die Mongolei durch die Hilfsprogramme des Internationalen Währungsfonds (IWF) politisch gut verankert. "Zudem ist die Außenhandelsbilanz vieler Länder mehr als ausgeglichen, sodass es kurzfristig dort kaum Finanzierungsbedarf gibt", analysiert Mann. Der Zinsaufschlag, den Staatsanleihen aus Emerging Markets etwa gegenüber sicheren US-Staatsanleihen bieten, sei daher begrenzt.

"Die Investoren werden nun sehr genau verfolgen, wie stark die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank in den kommenden Monaten ihre geldpolitischen Zügel anziehen werden – um dann zu beobachten, ob durch die schwindende Liquidität die schwankungsarme Phase an den Kapitalmärkten beendet wird", sagt Mann. Noch aber würden die niedrigen Zinsen in vielen entwickelten Volkswirtschaften die Nachfrage nach höher verzinsten Emerging-Markets-Anleihen treiben.

Risiken nicht aus dem Blick verlieren
Das Angebot dafür ist vorhanden. Seit Jahresanfang sind aus den Emerging-Markets Staatsanleihen im Gesamtvolumen von 108 Milliarden US-Dollar neu an den Markt gekommen. "In erster Linie, weil einige wichtige Schuldner wie etwa Argentinien größeren Finanzierungsbedarf hatten", erläutert Mann. Die Renditen von Staatsanleihen aus Schwellenländern liegen gemessen am JP-Morgan EMBI Global Diversified Index etwa um 300 Basispunkte unter ihrem Durchschnitt seit Ausbruch der Finanzkrise. "Damit bewegen sie sich derzeit in etwa auf dem Niveau von US-Unternehmensanleihen mit vergleichbarem Rating."

Ebenso wie bei den Unternehmenspapieren gibt es jedoch auch bei Emerging-Markets-Anleihen einige Risiken, die Investoren beachten sollten. "Kurzfristig gesehen ist das vor allem eine Eskalation des Konfliktes zwischen Nordkorea und den USA", gibt Mann zu bedenken. "Dies dürfte dann auch die Beziehungen zwischen den USA und China belasten."

US-Rendite ist der wichtigste Treiber
In den USA dagegen könnten höhere Inflationsraten aufgrund von Lohnsteigerungen oder unerwartete politische Fortschritte bei der von Präsident Donald Trump angekündigten Steuerreform dem Dollar zu neuer Stärke verhelfen. "Das kann dann unter Umständen die Fed dazu animieren, die Zinsen schneller anzuheben als dies derzeit an den Märkten eingepreist wird", so Mann. "Außerdem wird es darauf ankommen, ob die EZB den Ausstieg aus ihrer ultra-lockeren Geldpolitik schafft, ohne dass sie damit die globalen Kapitalmärkte in Bewegung bringt. Und es sollte nicht vergessen werden, dass hinter dem Wachstum in China immer noch ein Fragenzeichen steht." (aa)