In den vergangenen Wochen musste Mario Draghi reichlich Kritik einstecken. Vor allem aus Deutschland hagelte es Vorwürfe, die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), deren Chef Draghi ist, enteigne brave Sparer durch die Hintertür – ein Vorwurf, den unter anderem Bundesbank-Präsident Jens Weidmann kategorisch zurückwies: "Es ist Aufgabe der Notenbanken, die Menschen vor Inflation zu schützen. Eine Mindestrendite für Sparer können sie nicht versprechen", sagte Weidmann jüngst auf einer Veranstaltung in München.

Auch der Angegriffene selbst konterte. Draghi ermahnte deutsche Sparer, ihr Anlageverhalten schleunigst zu ändern. Angesichts der extrem niedrigen Zinsen hätten sie es mit ihren Anlage-Entscheidungen selbst in der Hand, wie hoch ihre Erträge ausfallen – selbst und gerade in Zeiten niedriger Zinsen, sagte der EZB-Präsident in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung. Außerdem sei die Zinspolitik angesichts der wirtschaftlichen Situation in Europa und der unerwünscht niedrigen Inflation bis auf weiteres quasi alternativlos.

Professionelle Investoren bei Versicherungen, Pensionsfonds und anderen Vorsorgeeinrichtungen dürften das ein klein wenig anders sehen. Zu konservativen Investments gezwungen, liegt ihr Anlagefokus vor allem in Anleihen gut bis mittelprächtig bewerteter Schuldner – also Industriestaaten und Großkonzernen.

Doch wegen der hartnäckigen Niedrigzinspolitik wird das zur Verfügung stehende Sortiment immer kleiner. Grund: Der Anteil von Bonds, deren Renditen inzwischen unter die Nulllinie abgesackt sind, wird wöchentlich größer. (ps)

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