Es gibt sie also doch noch: Die Inflation ist zurück. Zum Jahreswechsel kletterte sie in Deutschland unerwartet kräftig auf 1,7 Prozent und damit den höchsten Stand seit Juli 2013. Hauptgrund: Die Energiepreise hatten sich zum ersten Mal seit drei Jahren im Vergleich zum Vormonat verteuert. Daneben machten sich die soliden Arbeitsmarktzahlen bemerkbar. Die Euroabwertung erhöhte überdies die Importpreise.

Der überraschend hohe Dezember-Wert ist kein Strohfeuer, sagen Ökonomen. Viele rechnen bereits seit längerem damit, dass die Teuerungsrate im laufenden Jahr wieder steigt. Die Inflationserwartungen sind nach den Dezember-Daten auf den höchsten Stand seit 2015 gestiegen.

Sparer müssen spätestens jetzt umdenken: Bislang genügte es, jeweils zum attraktivsten Tagesgeldanbieter zu wechseln, um den Geldwert einigermaßen stabil zu halten. Das geht nun nicht mehr. Selbst die großzügigsten Banken bieten gerade einmal ein Prozent Zinsen an – Geldwertverlust ist also programmiert.

Notenbanker im Zins-Dilemma
Die Europäische Zentralbank (EZB) kann sich über die steigende Teuerung auf den ersten Blick freuen. Schließlich strebt sie im Euroraum eine Inflationsrate von rund zwei Prozent an. Auf den zweiten Blick birgt der plötzliche Anstieg allerdings Sprengstoff. Wenn die Inflation den Wert von Sparvermögen dezimiert, dürfte der Ruf nach steigenden Zinsen lauter werden.

Einige Ökonomen fordern ein baldiges Umdenken: "Dieser Inflationssprung ist ein Signal für den Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik. Wenn diese Zahlen sich für die Eurozone insgesamt bestätigen, sollte die EZB das Anleihekaufprogramm im März 2017 beenden“, sagte der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Danach sieht es tatsächlich aus: Waren und Dienstleistungen in der Eurozone kosteten im Dezember durchschnittlich 1,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit 1,0 Prozent gerechnet, nachdem die Inflationsrate im November noch bei 0,6 Prozent gelegen hatte.

Rückweg versperrt
Aus Sicht von Fuest wird der Inflationsanstieg zunehmend ein Problem vor allem für Kleinsparer. Dadurch würden die Vermögen der Bürger "so stark wie lange nicht mehr entwertet“, zitiert ihn die FAZ. Ein rasches Rückrudern auf Notenbankebene scheint aber zurzeit unmöglich. Grund: Die EZB hat erst Anfang Dezember angekündigt, ihr Anleihekaufprogramm mindestens bis Ende 2017 fortsetzen zu wollen. Würde die Notenbank die Zinsen – ebenso wie die amerikanische Fed – in absehbarer Zeit anheben, würde sie das Kaufprogramm damit konterkarieren. (fp/ps)