Amerikas Top-Manager sind dieser Tage ungewöhnlich schmallippig. In den Vorstandsetagen gelten die anstehenden Präsidentschaftswahlen offenbar als Unsicherheitsfaktor für die eigenen Geschäftsaussichten. Im Vorfeld der Bilanzsaison für das dritte Quartal 2016 halten sich daher deutlich mehr Konzernlener als üblich mit eigenen Prognosen zurück. Dies berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) in der Ausgabe vom Mittwoch.

Lediglich 21 der im Aktienindex S&P 500 abgebildeten Unternehmen haben im September Hinweise auf die laufende und die künftige Geschäftsentwicklung gegeben. Zu diesem Ergebnis kommt der FAZ zufolge eine Berechnung der Bank of America Merrill Lynch. Dies ist nur etwa ein Drittel jener Unternehmen, die Investoren üblicherweise alljährlich im September eine Prognose als Orientierungshilfe an die Hand geben.

Deutlich mehr Auslicke in früheren Wahljahren
Auch im Vergleich zu anderen Jahren, in den Präsidentschaftswahlen stattfanden, sei die Zahl ungewöhnlich niedrig, schreibt die FAZ. So hatten im September 2012, als Barack Obama gegen den Republikaner Mitt Romney antrat, immerhin 31 Unternehmen einen Ausblick auf ihre Geschäftsentwicklung veröffentlicht. Im Präsidentschaftswahljahr 2008 waren es sogar 71.

Unternehmensgewinne sind die wichtigsten Treiber für Aktienkurse. Konzerne, die ihre Erwartungen veröffentlichen und Anlegern damit hilfreiche Orientierung bieten, werden für diese Transparenz von der Börse oft belohnt. Die Zurückhaltung, die viele Unternehmen in diesem Jahr an den Tag legen, spreche daher ganz klar von einer  gestiegenen Unsicherheit, schreibt die FAZ. Die höhere Intransparenz dürfte vor allem auf den teilweise radikalen Positionen des republikanischen Anwärters Donald Trump begründet sein. Diese irritieren die Konzernvorstände offensichtlich. (am)