US-Aktien sind am Montag so stark gefallen wie seit sechseinhalb Jahren schon nicht mehr. Der Dow-Jones-Index beendete den Montag mit einem Minus von 1.175,21 Punkten, nachdem er zwischenzeitlich sogar fast 1.600 Zähler im roten Bereich lag. Dahinter standen unter anderem Sorgen, dass die Inflation steigende Zinsen erzwingen wird.

Der Ausverkauf der Aktien, der sich kurz nach 15 Uhr Ortszeit beschleunigte, hatte Elemente eines "Flash-Crash", erklärte das Investmenthaus Evercore ISI. "Die jüngsten Zinsanstiege haben ausgereicht, um die Nervosität an die Aktienmärkte zurückkehren zu lassen. Binnen weniger Stunden verdampften an den US-Aktienbörsen 1.000 Milliarden US-Dollar Kurswerte", sagt Thomas Böckelmann, Leiter des Portfoliomanagements der Euroswitch Vermögensverwaltung.

Alle sitzen in einem Boot
Die Globalisierung und zunehmend gleichgerichtetes Investorenverhalten wie Algorithmushandel sowie passives Investieren mit ETFs sorgten dafür, dass sich das amerikanische Börsenbeben über den Globus auf andere Märkte fortsetzte. "Eine Korrektur von bislang erreichten Höhen ist gesund und sinnvoll – die Bewertungen waren der Realität enteilt. Das konjunkturelle Fundament ist gesund, aber fragil", so Böckelmann.

Fehlender ökonomischer Sachverstand politisch Verantwortlicher dies- und jenseits des Atlantiks würden die Erfolge der Notenbanken gefährden, die unter erheblichen Risiken für ein globales synchrones Wirtschaftswachstum gesorgt haben. Das jetzige Marktumfeld biete erste Opportunitäten für Mutige, für einen breiten Einstieg sei es jedoch zu früh, meint der Euroswitch- Experte.

Auch andere Beobachter mahnen Anleger zur Besonnenheit: "Wir glauben nicht, dass die derzeitige Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten das Ende des Bullenmarktes ist. Sie ist vielmehr Ausdruck der ansteigenden Volatilität, wie wir sie auch prognostiziert haben", sagt Henning Gebhardt, Leiter Wealth and Asset Management bei Berenberg. Das Wiederaufflammen der Nervosität habe automatische Verkäufe durch systematische Strategien ausgelöst. "Die aktuelle Bewegung ist deshalb in erster Linie technisch respektive mechanisch bedingt und nicht fundamental", beschwichtigt Gebhardt.

Dax im Rückwärtsgang: Böse Erinnerungen an Horrorjahre werden wach
Auch der Dax konnte sich naturgemäß dem Abwärtssog nicht entziehen – wenn er auch nicht ganz so dramatisch abstürzte wie die US-Börsenbarometer. Dennoch hat der Index mit Handelsbeginn am Dienstag den dritten Tag in Folge mit einer Kurslücke eröffnet.

Laut den Analysten von HSBC gab es drei derartige "Gaps" hintereinander zum letzten Mal nach der Fukushima-Katastrophe im März 2011. Zur Eröffnung verlor der Dax 3,6 Prozent und rutschte auf 12.235 Punkte – das ist das größte Minus seit rund eineinhalb Jahren. Zwar kann zu diesem frühen Zeitpunkt niemand voraussagen, wo der deutsche Aktienindex letztlich am Ende des Jahres stehen wird – dennoch werden bereits jetzt Erinnerungen an die schlimmsten Horrorjahre des Dax in seiner 58-jährigen Geschichte wach.

FONDS professionell ONLINE lässt aus gegebenem Anlass daher die jeweils wichtigsten Ereignisse dieser "Horrorjahre" noch einmal Revue passieren. Ein Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen und dem Abschneiden des Dax ist allerdings nicht unbedingt gegeben – klicken Sie sich durch unsere Fotostrecke oben. (mb)