Die notorisch um Vermögenserhalt und Gefahrenabwehr bemühten Investoren bei Versicherern, Pensionskassen und anderen Vorsorgeeinrichtungen sehen kaum noch Sinn darin, Bargeld zu halten  Jede vierte Gesellschaft (25 Prozent), die an einer aktuellen Stimmungsumfrage des Asset-Management-Riesen Blackrock teilgenommen hat, will ihre Barreserven im Laufe des Jahres herunterfahren.  

Damit liegt der Wert doppelt so hoch wie die Quote derer, die mehr Cash halten wollen (13 Prozent). Die Umfrage zeigt einen klaren Trend, freies Kapital wieder anzulegen, wobei die Investoren illiquide Vermögenswerte deutlich aufstocken wollen. Zudem halten sie nach hochrentierlichen, nicht-traditionellen Anlageklassen Ausschau. An der weltweiten Erhebung von Blackrock nahmen 240 Kunden teil, die insgesamt mehr als acht Billionen US-Dollar Vermögen repräsentieren.

Die Ergebnisse zeigen, wie diese Investoren ihre Portfolios 2017 neu justieren wollen. Es ist eine der ersten Umfragen zur Stimmung im institutionellen Markt, nachdem Donald Trump im November zum US-Präsidenten gewählt worden ist. Im Laufe der vergangenen drei Jahre hat die jährliche Befragung deutlich gemacht, dass institutionelle Kunden sich zunehmend weniger liquiden Vermögenswerten zuwenden – ein Trend, der auch in diesem Jahr anhält.

Zins-Zwickmühle verursacht zunehmend Schmerzen
Die Zeit drängt, denn bislang hielten die professionellen Geldvermehrer ihr Pulver weitestgehend trocken. "Die jüngste Rally am Aktienmarkt wird von jahrelangen Niedrigzinsen mehr als aufgewogen, so dass viele Institutionen noch immer unterkapitalisiert sind", umschreibt Peter Nielsen, Leiter des Geschäftes mit institutionellen Kunden in Kontinentaleuropa bei Blackrock, den ausufernden Anlagenotstand der Anlageprofis.

Die vergleichweise magere Wertentwicklung globaler Aktien und negative Anleihenrenditen hätten die Gesellschaften immer stärker herausgefordert. "Über diesen verstärkten Renditedruck hinaus fasst die Reflation in diesem Jahr Fuß", prophezeit Nielsen. Dies könnte Investoren den letzten Anstoß geben, ihre Cash-Positionen und Risikoeinstellungen zu überdenken. Im Fokus der Überlegungen stehen dabei Sachwerte.

Wahre Werte gesucht 
Immerhin 61 Prozent der Befragten wollen ihre Positionen im Bereich Infrastruktur, Rohstoffe, Nutzholz und Ackerland aufstocken, nur drei Prozent beabsichtigen, sie herunterzufahren. Daraus ergibt sich, dass unter dem Strich 58 Prozent der interviewten Investoren Sachwerte stärker nutzen wollen. Im Jahr 2016 hatte diese Nettoquote bei 49 Prozent gelegen.

Die Absicht, Positionen in Sachwerten zu erhöhen, betrifft dabei Investoren aus allen Regionen. Die deutlichsten Anstiege sind in Kontinentaleuropa (netto 69 Prozent) und Grossbritannien (netto 63 Prozent) zu erwarten, wo jeweils etwa zwei Drittel entsprechende Umschichtungen planen. In den USA und Kanada hegen mehr als die Hälfte (netto 53 Prozent) und in Lateinamerika mehr als ein Drittel (netto 36 Prozent) entsprechende Absichten.

Immobilien interssant – auch als Inflationsschutz
Weltweit denken 47 Prozent der Befragten darüber nach, bei "Betongold" vermehrt zu investieren, nur neun Prozent wollen ihre Immobilienbestände verringern. Demnach erwägen netto 38 Prozent höhere Quoten. Der deutlichste Anstieg ist in der Region Asien-Pazifik zu erwarten (netto 61 Prozent), gefolgt von Kontinentaleuropa (netto 56 Prozent).

In Europa halten mehr als zwei Fünftel (netto 42 Prozent) entsprechende Schritte für möglich, dicht gefolgt von Lateinamerika (netto 39 Prozent) sowie den USA und Kanada (netto 29 Prozent). Weltweit planen mehr als die Hälfte der Investoren (48 Prozent) zudem Zukäufe im Private-Equity-Bereich, nur 13 Prozent wollen sich von Beständen trennen. Das ergibt netto 35 Prozent für Zukäufe. Dieser Trend spiegelt sich ebenfalls in allen Regionen wider. Mehr als die Hälfte (netto 52 Prozent) der Befragten in der Region Asien-Pazifik erwägen, Private Equity stärker zu nutzen, gefolgt von Lateinamerika (47 Prozent) und Kontinentaleuropa (44 Prozent). Etwa ein Drittel in der Region Europa, Naher Osten und Afrika sowie den USA und Kanada wollen sich mit höheren Private-Equity-Investitionen auseinandersetzen (netto 33 beziehungsweise 32 Prozent).

"Institutionelle Investoren erkennen, dass sie etwas ändern müssen, um die gewünschten Anlageergebnisse zu erzielen", sagt Edwin Conway. Viele alternative Anlageklassen wie langfristig vermietete Immobilien, Infrastruktur und erneuerbare Energien böten Inflationsschutz und sichere Ertragsströme. "Damit werden sie dem Bedürfnis der Investoren nach Cashflows gerecht", fasst der Leiter des globalen Geschäftes mit institutionellen Kunden bei Blackrock zusammen.

Hedgefonds im Hintertreffen
Doch nicht überall wollen die hauptberuflichen Renditesucher expandieren. Weltweit fahren Pensionseinrichtungen von Unternehmen ihre Investitionen in Hedgefonds herunter (netto 22 Prozent), vor allem in Grossbritannien und den USA. Stattdessen nutzen sie vermehrt langlaufende Anleihen, was auf einen Trend zur Risikominimierung hindeuten könnte.

Das gleiche gilt für Versicherer, die ihre Hedgefonds-Positionen ebenfalls verringern wollen (netto 12 Prozent). Stattdessen bevorzugen auch die Assekuranzen laut der Blackrock-Erhebung zunehmend Sachwerte und Immobilien.  (kb)