Kapitalmarkt-Experten zeigen sich mit Blick auf die Auswirkungen einer zweiten Corona-Welle besorgt: "Kanzlerin Merkel hat Corona eine demokratische Zumutung genannt. Ökonomisch jedenfalls wäre eine zweite Welle verheerend", sagt Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock. "Sie dürfte dem Land sogar relativ stärker schaden als europäischen Nachbarn und damit wohl auch die Outperformance deutscher Aktien beenden."

Lück betont neben den negativen ökonomischen Folgen auch die gesellschaftliche Sprengkraft der Pandemie: "Rechtsextreme, die Corona-Demos kapern, um auf den Stufen des Reichstags verfassungsfeindliche Symbole zu präsentieren, verdeutlichen, wie sehr bereits jetzt die Pandemie unsere Gesellschaft belastet." Es zeige auch, dass eine Eskalation der gerade im Ansatz erkennbaren zweiten Welle von eben dieser Gesellschaft kaum zu ertragen wäre. 

Besorgter Blick Richtung USA 
Auch Richtung USA blickt Lück mit Sorge. Dort berge die geänderte Wahlkampfstrategie der Republikaner zusätzlichen gesellschaftlichen Sprengstoff: "Der virtuelle Nominierungsparteitag der letzten Woche hat die neue Ausrichtung offengelegt: Alle gegen Biden." Dadurch, dass die Republikaner die "Trump muss weg"-Kampagne der Demokraten "durch eine platte Bloß-nicht-Biden-Kampagne kontern, droht der Wahlkampf noch inhaltsleerer und schmutziger zu werden als ohnehin schon". (fp)