Mit dem Wahlsieg Emmanuel Macrons ist das politische Risiko in Europa spürbar gesunken. Gut möglich, dass Anleger die ungewohnte Ruhe nutzen, um Gewinne mitzunehmen, sagt Blackrock-Kapitalmarktstratege Felix Herrmann: "Nach Macrons Wahlsieg ist die Wahrscheinlichkeit von Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten nach dem Motto 'sell on good news' erhöht." Insgesamt dürften sich Anleger nun aber wieder stärker auf Fundamentaldaten statt Schlagzeilen konzentrieren.

Wirtschaftlich läuft es in Europa nicht übel. Im ersten Quartal ist die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal um 0,5 Prozent gewachsen. Zwar stehen in Deutschland und in Großbritannien im laufenden Jahr Wahlen an. Diese sind aber aus Sicht der meisten Anleger kein marktrelevantes Risiko, sagt Herrmann. "Bis zur Wahl in Italien, voraussichtlich im Frühjahr 2018, könnte sich nun ein Zeitfenster öffnen, in dem sich die Märkte vor allem auf die globale Konjunkturerholung konzentrieren", erklärt er.

EZB unter Druck
Mit dem niedrigeren politischen Risiko und vor dem Hintergrund der soliden Wirtschaftsdaten wächst der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), ihre expansive Geldpolitik zu überdenken. "Wir halten es zwar für unwahrscheinlich, dass EZB-Chef Mario Draghi seinen Auftritt im niederländischen Parlament Mitte dieser Woche für ein erstes Zeichen in diese Richtung nutzen wird", sagt Herrmann. "Dennoch werden die Erwartungen an ein baldiges Ende des Anleihekaufprogramms in den kommenden Wochen steigen." (fp)