Trotz des zuletzt starken Wirtschaftswachstums in den USA sowie der angekündigten Steuerreform hat der Greenback zu Jahresbeginn an Wert verloren. Eine mögliche Erklärung könnte die vorherrschende "Risk on"-Mentalität bei Anlegern rund um den Globus sein, sagt Blackrock-Kapitalmarktstratege Martin Lück. Soll heißen: Momentan greifen Investoren seltener zu den als sicherer Hafen geltenden US-Staatsanleihen als noch vor einigen Jahren. 

Einen anderen Grund für die Dollarschwäche sieht Lück jenseits des Atlantiks bei der starken Aufwertung des Euro, die zu Jahresbeginn für Erstaunen sorgte. Die Hoffnungen auf eine europafreundliche Regierung in Deutschland hätten der Gemeinschaftswährung genauso Auftrieb verschafft wie die Erwartung vieler Anleger, die Europäische Zentralbank (EZB) könne eventuell noch in diesem Jahr zum ersten Mal die Zinsen erhöhen. In einer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag verpasste Notenbankchef Mario Draghi dieser Hoffnung allerdings einen Dämpfer. "Mit der Verflüchtigung der Einschätzung, die EZB könne früher als erwartet die Zinsen erhöhen, dürfte sich auch die Stärke des Euro relativieren", sagt Lück.

Euro-Stärke wohl nicht von Dauer
Auch die Inflationszahlen für Januar, die die EZB in der laufenden Woche veröffentlichen wird, können Einfluss auf den Euro haben. Die Zahlen dürften mit 1,3 Prozent um einen Prozentpunkt niedriger ausfallen als im Dezember. "Außerdem könnte in dieser Woche, an deren Ende Jerome Powell von Janet Yellen das Amt des Fed-Chefs übernimmt, der Weg für den nächsten Zinsschritt in den USA bereitet werden", prophezeit der Blackrock-Stratege. 

Anleger gehen zudem davon aus, dass die Zahl der neugeschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft sehr robust ausfallen und deutlich über den Zahlen von Dezember liegen wird. All diese Faktoren könnten den Euro gegenüber dem Dollar in naher Zukunft wieder schwächer tendieren lassen. (fp)