Im US-Wahlkampf zeichnet sich gerade ein politischer Umschwung ab: Der Demokrat Joe Biden liegt in den Umfragen deutlich vor dem amtierenden US-Präsidenten Donald Trump. Investoren könnten daher turbulente Zeiten bevorstehen, warnt Felix Hermann, Kapitalmarktstratege beim Vermögensverwalter Blackrock. Einen Biden-Sieg haben Anleger nämlich nicht eingepreist: "Je stärker sich eine deutliche Niederlage Trumps abzeichnet, desto stärker könnte die Unruhe an den Märkten wachsen." 

Grund ist die Sorge, die Biden-Administration könnte die Unternehmenssteuern anheben. Vor allem ein sogenannter Democratic Sweep, also ein Wahlsieg der Demokraten im Rennen um das Weiße Haus, das Repräsentantenhaus und den Senat, würde die Kurse ins Wanken bringen. Dieses Szenario ist gerade wahrscheinlicher geworden: Biden hat sogar im erzrepublikanischen Bundesstaat Texas in Umfragen die Nase vorn. "Sollte Biden in Texas die 38 Wahlmännerstimmen holen, wäre ihm der landesweite Wahlsieg kaum noch zu nehmen", erklärt Herrmann.

Neue "Corona-Hochs" möglich
Gute Nachrichten für die Börsen könnten dagegen diese Woche die aktuellen Quartalszahlen bringen. Die US-Banken konnten erwartete Kreditverluste nämlich mit Gewinnen im Wertpapierhandel ausgleichen. Herrmann ist optimistisch: "Werden die – zugegebenermaßen niedrigen – Erwartungen weiterhin übertroffen, könnte das die eher schwerer verdaulichen Nachrichten von der politischen Front ein Stück weit kompensieren und Aktienkurse auf neue "Corona-Hochs" treiben." (fp)