In den Tagen nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten macht sich bei Anlegern zunehmend Skepsis breit, sie fürchten einen noch stärkeren Anstieg der Inflation als bereits befürchtet. "Die Erwartung einer 'Trumpflation‘ hat den seit Sommer anhaltenden Trend zu steigenden Inflationserwartungen am Markt noch einmal verstärkt", sagt Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim Vermögensverwalter Blackrock. Die langfristigen Preissteigerungserwartungen jenseits des Atlantiks liegen derzeit mit etwa 2,5 Prozent auf dem höchsten Stand des Jahres. Allerdings sei längst nicht sicher, dass es dazu tatsächlich kommen wird, sagt Hermann.

Der Renditeabstand zwischen US-Staatsanleihen mit zwei und zehn Jahren Restlaufzeit ist mit etwa 1,25 Prozentpunkten ebenfalls auf einem neuen Jahreshoch angelangt. "Ausgehend von diesem Niveau dürfte sich die Gefahr weiterer abrupter Zinsanstiege nun erstmal ein Stück weit verringert haben", sagt Herrmann. Es sei gut möglich, dass der Rentenmarkt in den USA bis auf weiteres in einer abwartenden Haltung verharren wird, bis erste konkrete Stimulusmaßnahmen von Trump auf den Weg gebracht werden. "Eine ausgeprägte 'Trumpflation' ist Stand heute alles andere als eine ausgemachte Sache."

Defensive Werte unter Druck
Am Aktienmarkt haben die steigenden Inflationserwartungen derweil defensive Werte stark unter Druck gesetzt. Firmen mit einem weniger konjunkturabhängigen Geschäftsmodell leiden traditionell stärker, wenn die Zinsen steigen. Zyklische Werte hingegen konnten profitieren. "Ob uns aber tatsächlich eine Sektorrotation hin zu Zyklikern ins Haus steht, wird ebenfalls stark vom zukünftigen Pfad der Zins- und Inflationsentwicklung in der Welt abhängen", sagt Herrmann. Bereits die kommenden Tage könnten in Form weiter Kabinettsnominierungen durch Trump für etwas mehr Prognosesicherheit sorgen. (fp)