Egal ob man an den Klimawandel glaubt oder ihn abstreitet: ESG-Faktoren bei der Geldanlage außen vor zu lassen, dürfte Investoren teuer zu stehen kommen, ist Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege bei Blackrock überzeugt. "Wir stehen am Anfang eines Transformationsprozesses der Branche, an dessen Ende nachhaltiges Investieren die Norm und nicht die Ausnahme sein wird", sagt der Anlageexperte. Schon jetzt seien die Zahlen beeindruckend, und das obwohl der Trend noch in den Kinderschuhen steckt.

Das in ESG-Fonds verwaltete Vermögen hat sich im letzten Jahrzehnt verdreifacht und lag Ende 2019 bei knapp einer Billionen US-Dollar. Herrmann identifiziert drei Kanäle, die sich durch den Nachhaltigkeitstrend verändern werden. Da wäre zum einen die Profitabilität von Investments. "Zahlreiche Studien zeigen, dass nachhaltiges Investieren und Profitabilität kein Widerspruch sind – im Gegenteil", sagt der Anlagestratege. Profitablen Firmen falle es auch leichter, nachhaltig zu wirtschaften. Zudem würden nachhaltige Unternehmenspraktiken nachweislich die Profitabilität steigern.

Der zweite Kanal betrifft das Risiko nicht-nachhaltigen Wirtschaftens. Anlagen, die ESG-Faktoren nicht berücksichtigen, sind stärker gegenüber Ereignissen wie Klimakatastrophen exponiert. Außerdem besteht die Gefahr, dass Staaten die Regulierung verschärfen und Umweltsünder in Zukunft stärker sanktionieren. "Um es also klar zu sagen: Nachhaltigkeitsrisiken sind Investmentrisiken", sagt Herrmann.

Risikoprämie für Umweltsünder
Der dritte Kanal wird meist etwas stiefmütterlich behandelt, ist aus Sicht des Anlageprofis aber der bedeutsamste: Die bevorstehende Reallokation von Kapital in nachhaltige Anlagen. "Ein Unternehmen, das zukünftig keinen Wert auf Nachhaltigkeit legt, wird es am Markt schwer haben, sich Kapital zu beschaffen und wird dementsprechend eine höhere Risikoprämie zahlen müssen", sagt Herrmann. Durch die Reallokation steige zudem die Wahrscheinlichkeit, dass für längere Zeit ein Momentum entsteht und nachhaltige Geldanlagen zusätzlich profitieren. (fp)