Die Corona-Krise hält die Märkte weiter in Atem. Die großen Notenbanken konnten Anleger mit ihren Notfallprogrammen bislang nicht beruhigen. "Das große Problem ist, dass weder Tiefe noch zeitliche Erstreckung der Rezession, deren Beginn wir gerade erleben, absehbar sind", sagt Martin Lück, leitender Kapitalmarktstratege bei Blackrock. Aus China kamen zuletzt dramatisch schlechte Wirtschaftszahlen. Die Einzelhandelsumsätze in der Volksrepublik sind zu Jahresbeginn um mehr als 20 Prozent eingebrochen, auch die Industrieproduktion meldet drastische Rückgänge. "Das könnte einen ersten Vorgeschmack geben auf das, was uns für die entsprechenden europäischen Daten ins Haus steht", warnt Lück.

Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien – in allen großen Volkswirtschaften der Eurozone steht das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben dieser Tage praktisch still. "Man muss kein Schwarzmaler sein, um mit Blick auf die gesamtwirtschaftlichen Folgen auf einiges gefasst zu sein", sagt der Stratege. "Und dabei ist noch nicht einmal von den USA die Rede gewesen." Selbst im optimistischsten Szenario dürften die Corona-Fallzahlen in den USA und Europa noch eine ganze Weile steigen, ehe sie zurückgehen. Realistischerweise kann man kaum mit einer Besserung vor dem Frühsommer rechnen, schätzt Lück.

Kein Silberstreif am Horizont
Für Investoren heißt das: Auch an den Börsen ist erst einmal keine Erholung zu erwarten. "Die Finanzmärkte würden einen gnädigen Ausgang der Krise spätestens dann einzupreisen beginnen, wenn rückläufige Fallzahlen glaubhaft absehbar werden", erklärt der Blackrock-Experte. Dann erst würden wohl viele Anleger die gesunkenen Kurse nutzen und ihre Aktienquoten wieder aufstocken. Eine solche Entwicklung ist allerdings noch nicht in Sicht – im Gegenteil. "Auch an den Risikomärkten muss es erst noch düsterer werden, bevor der Silberstreif am Horizont erscheint", sagt Lück. (fp)