Der "Trump Jump" an der Wall Street hat noch reichlich Kraft. Laut Einschätzung von Martin Lück, beim Asset-Manegement-Giganten Blackrock Leiter der Kapitalmarktstrategie für Deutschland, Österreich und Osteuropa, könnten weitere Aussagen seitens des neuen US-Präsidenten die derzeitige Hausse an den Aktienmärkten zusätzlich anfeuern. Investoren sollten daher weiterhin US-Aktien übergewichten und vor dem Hintergrund diverser kritischer Wahlen 2017 Euroland im Vergleich zu den Vereinigten Staaten untergewichten.

US-Hausse könnte in die Verlängerung gehen
Für die Finanzmärkte werde laut Lück in erster Linie entscheidend sein, welche ökonomischen Akzente Trump in den ersten 100 Tagen seiner Präsidentschaft setzt. "Wir glauben, dass Trump derart gefallsüchtig ist, dass er eine Enttäuschung seiner Wähler, aber auch der Medien, der Finanzmärkte sowie der breiteren Öffentlichkeit um jeden Preis wird vermeiden wollen – zumindest am Anfang. Folge dürfte sein, dass den Ankündigungen aus dem Wahlkampf Maßnahmen folgen, die die Trump-Rally nicht nur rechtfertigen, sondern neu anfachen."

Im Gegensatz zu jenen, die jetzt in den USA die große Ernüchterung befürchten und deshalb, auch mit Verweis auf hohe Bewertungen eine Schlechterperformance amerikanischer Aktien prognostizieren, glaubt Lück, die Euphorie werde mit Blick auf mehr Wachstum, bessere Nachsteuergewinne und anziehende Inflation noch ein gutes Stück tragen. Zumal Europa sich während der ersten 100 Tage Trumps durch eine ambitionierte Agenda politischer Unwägbarkeiten arbeiten wird, als da wären: Wahl in den Niederlanden am 15. März, Präsidentschaftswahl in Frankreich am 23. April (und 7. Mai) sowie der britische EU-Austrittsantrag bis spätestens 30. März. "Von amerikanischen Investoren hören wir, dass derartige Politikrisiken sie trotz der attraktiveren Bewertung davon zurückschrecken lassen, ihre zuletzt arg gerupften Positionen in europäischen Aktien wieder aufzustocken", erklärt der bestens vernetzte Blackrock-Experte.

Somit spricht aus Lücks Sicht einiges dafür, dass die ersten Monate des Jahres eher amerikanischen Aktien gehören. "Erst, wenn Europa aus dem Stahlbad der Politikrisiken einigermaßen unbeschadet herauskommt, was wir für plausibel halten, dürften sich Anleger wieder mit Überzeugung dem alten Kontinent zuwenden", erklärt Lück abschließend. (aa)