Bei Blackrock war man davon ausgegangen, dass Anleger entspannt auf den Ausgang der US-Wahl reagieren. Dass sie vor Entspannung fast einschlafen, kommt für das Investmenthaus aber doch überraschend.

Martin Lück, leitender Kapitalmarktstratege bei Blackrock, zieht Parallelen zum Brexit-Votum – und warnt davor, die US-Wahl auf die leichte Schulter zu nehmen: Ebenso wie beim Brexit könnte das dicke Ende erst noch kommen. "Sollte der neu gewählte US-Präsident seine Wahlaussagen vollumfänglich durchsetzen, drohen nach kurzem Strohfeuer erhebliche ökonomische Langfristschäden bis hin zu einer massiven Rezession in den Jahren 2018 und 2019", sagt er.

Zwar hat Trump einige seiner Aussagen aus dem Wahlkampf mittlerweile relativiert. So will er etwa nicht alle elf Millionen illegalen Einwanderer deportieren, sondern vorerst nur zwei bis drei Millionen, die straffällig geworden sind. "Am Ende wird es aber darauf ankommen, mehr Transparenz auch bezüglich anderer ökonomisch relevanter Ankündigungen zu erhalten, darunter die geplanten Infrastrukturinvestitionen und Steuersenkungen sowie die handelsfeindliche America-First-Politik", sagt Lück.

Europa hat eigene Probleme
Bisher setzen Anleger eindeutig darauf, dass Trump vor allem die wachstumsfreundlichen Punkte seines Wahlprogramms umsetzen wird. Ob sie Recht behalten, wird sich zeigen. Unterdessen liegt die Volatilität an den Aktienmärkten vergleichsweise tief. Auch der Goldpreis ist gesunken. Im Gegenzug sind die Risikoaufschläge europäischer Staatsanleihen gestiegen. Das lag indes weniger an der US-Wahl als vielmehr an der Staatsverschuldung sowie der Aussicht auf das Referendum in Italien. (fp)