Sein Buch "Irrationaler Überschwang" gilt als Standardwerk zu spekulativen Verzerrungen an den Märkten. Autor Robert Shiller hat nun ein neues Gebiet ausfindig gemacht, das besonders blasenanfällig zu sein scheint: "Das beste Beispiel ist zurzeit Bitcoin", sagte er dem US-Online-Magazin "Quartz" in einem Interview (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Herausgeber Gerhard Führing: "Sollten Finanzberater ihre Kunden vor Bitcoin-Käufen warnen?").

Shillers Begründung: Großereignisse am Finanzmarkt werfen ihre Schatten voraus, "ganz besonders, wenn jemand die richtige Story erfindet und in Umlauf bringt", so der Ökonom. Eine derart hohe Qualität wie bei der Bitcoin-Story habe es lange nicht mehr gegeben. Deren Faszination hat wohl auch Shillers Studenten an der Elite-Universität von Yale erfasst: "Ich beginne, über Bitcoin zu sprechen, und sie sind begeistert", schildert Shiller.

Zwei Hauptzutaten sind dabei ganz nach dem Geschmack der Bitcoin-Fans. Da sei zum einen der mysteriöse "Erfinder" der Kryptowährung. Bitcoin wurde vor knapp zehn Jahren angeblich durch einen gewissen Satoshi Nakamoto ins Leben gerufen. Inzwischen scheint unstrittig, dass es sich dabei um ein Pseudonym handelt. Denn bis heute ist öffentlich nicht bekannt, welche Person oder Personengruppe sich hinter Nakamoto verbirgt. Der Bitcoin-Geschichte und ihren Weitererzählern gibt das eine wunderbar geheimnisvolle Aura.

Glücksspiel heilt Zukunftssorgen
Zum anderen, so Shiller, sei da noch der nicht zu unterschätzende Faktor "Angst". Schon in seinem Buch "Irrationaler Überschwang" argumentierte er, es gebe ständig diffuse Ängste in der Welt: "Viele Leute machen sich angesichts der Digitalisierung und des Vormarsches der Computer auf vielen Gebieten grundsätzlich Sorgen, wo in der Welt ihr Platz in zehn, 20 oder 30 Jahren noch sein wird. Und da passt Bitcoin irgendwie gut rein", sagt Shiller im "Quartz"-Gespräch.

Der Umgang mit der Krypto-Währung verleiht seiner Ansicht nach vielen Menschen das Gefühl, zu verstehen, was passiert. Aufgrund dieses vermeintlichen Verständnisses könnten sie so wenigstens spekulieren und versuchen, reich zu werden. "Das ist auch eine Art Lösung für die fundamentale Angst", sagt der Nobelpreisträger. (ps)