Die Opposition aus Regulierern, Politikern und Notenbankern gegen Bitcoin und andere Kryptowährungen wird täglich größer. Umso mehr verblüfft, was Christine Lagarde zur neuen Generation von Währungen zu sagen hat. "Es wäre nicht klug, die Krypto-Assets zu verteufeln. Wir müssen ihr Potenzial anerkennen", schrieb die Französin am Dienstag im Internetblog des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Zwar befürwortet auch sie verbindliche Regeln für den Umgang mit Bitcoin und Co. Ziel müsse hierbei sein, sowohl Gefahren für das Finanzsystem zu verringern, als auch Verbraucher zu schützen, erklärt die IWF-Chefin. Konkret nannte sie den Missbrauch von Digitalwährungen zur Geldwäsche oder Terrorfinanzierung. Dennoch könne die zugrundeliegende Blockchain-Technik etwa dazu benutzt werden, Informationen schneller und sicherer zu übertragen

Lagardes beschwichtigende Worte kommen zu einer Zeit, in der die Kritik an Kryptodevisen immer lauter wird. Ginge es beispielsweise nach Agustin Carstens, dem Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), müsste eine globale Allianz von Regulierern die weitere Verbreitung von Bitcoin und anderen virtuellen Währungen unverzüglich unterbinden. "Der Bitcoin ist inzwischen zu einer Mischung aus Blase, Schneeballsystem und einem Desaster für die Umwelt geworden", sagte Carstens Anfang Februar bei einem Vortrag an der Universität Frankfurt. Damit nicht genug: In einer am Montag veröffentlichten Studie warnen die BIZ-Experten andere Notenbanken ausdrücklich davor, eigene Kryptodevisen zu lancieren. Ihr Argument: Es gebe Risiken, die heute niemand überblicke.

Demokratisierung des Geldsystems
In ihrem Blog-Eintrag hält Lagarde dagegen: Mit Hilfe der Blockchain könnten Menschen in ärmeren Ländern, die heute noch über kein eigenes Bankkonto verfügen, endlich am breiten Wirtschaftsleben teilhaben. Die dezentrale Struktur der Transaktionen, die ohne eine Notenbank oder sonstige Institution auskommt, mache den Reiz des neuen Geldes aus, berge aber auch Risiken. "Das gibt der Krypto-Überweisung eine gewisse Anonymität, vergleichbar mit Bargeldzahlungen, und macht sie zu einem beliebten Vehikel für kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche oder Terrorfinanzierung", so die IWF-Chefin.

Lagarde regt deshalb an, globale Rahmenbedingungen zu schaffen, um kriminelle Transaktionen über die Kryptowährungen zu stoppen. Ihre Idee: Die neuen Handelsplätze könnten gesetzlich verpflichtet werden, die Identität ihrer Nutzer vorab zu verifizieren.

G20-Treffen wohl ohne Einigung in Sachen Krypto-Regulierung
Dass Lagardes Vision rasch Realität wird, scheint nahezu ausgeschlossen. Weltweit einheitliche Vorgaben zur Regulierung von Kryptowährungen wie Bitcoin sind bislang nicht in Sicht, meint die "Welt". Nach Angaben Japans werde es auf dem bevorstehenden Finanzminister-Treffen der 20 großen Industrie- und Schwellenländer (G 20) zu diesem Thema wohl keine gemeinsamen Festlegungen geben. Die Unterschiede in den Herangehensweisen der Staaten seien einfach zu groß, sagte am Dienstag ein Vertreter der Regierung in Tokio gegenüber der Zeitung. "Die allgemeine Stimmung unter den G-20-Mitgliedern ist, dass zu strikte Regulierung nicht gut wäre." (ps)