Am Markt wird derzeit eingepreist, dass die US-Leitzinsen ihren Höhepunkt bei 4,5 Prozent erreichen werden. Bill Gross, der Pimco mitgegründet hat, aber 2014 hinausgedrängt wurde, hält das für zu hoch angesetzt. In seinem jüngsten Investment Outlook schreibt Gross, Fed-Chef Jerome Powell könne sich im Kampf gegen die Inflation weitere Zinserhöhungen nicht in dem Maß leisten wie Paul Volcker in den 1980er Jahren.

Heute sei die US-Wirtschaft viel stärker verschuldet und die Weltkonjunktur lasse nach. Vor diesem Hintergrund sei die derzeitige Rendite zweijähriger US-Treasuries von 4,2 Prozent zu hoch, meint Gross. Über das Bondspektrum hinweg hätten die Renditen ihre temporären Maximalniveaus erreicht, so der Anleiheexperte. 

Beispielloser Ausverkauf
Der Ausverkauf am globalen Bondmarkt hat Anleiheinvestoren in diesem Jahr ein beispielloses Minus beschwert. Die Baisse sorgt dafür, dass immer mehr Anleger im Sektor inzwischen Anlagechancen wittern. Angesichts der Mehrjahreshochs bei den Renditen sprachen in dieser Woche sowohl Andrew Balls, der für das Bondportfolio bei Pimco zuständig ist, als auch Pimco-Ökonomin Tiffany Wilding von "überzeugendem" Renditepotenzial. Bereits Ende vergangenen Monats verriet Jeffrey Gundlach von Doubleline Capital, dass er in US-Treasuries eingestiegen ist. 

Noch scheine sich die Fed einzig auf das Thema Inflation zu konzentrieren, erläutert Gross. Schon bald jedoch dürften die Themen Wirtschaftswachstum und Finanzstabilität in gleichem Maße an Bedeutung gewinnen. "Die ständig wachsende Verschuldung ist der Grund", meint der 78-jährige frühere Bondkönig. "Die USA und andere Volkswirtschaften können nicht noch viele weitere Zinserhöhungen verkraften." (ohm/Bloomberg)