In Zeiten einer Börseneuphorie kennen Anleger keine Zurückhaltung. Sie kaufen, was am Aktienmarkt zu haben ist – egal wie teuer das Papier ist und ohne einen Risikoabschlag für unsichere Zukunftsaussichten zu berücksichtigen, wie Starmanager Bert Flossbach in einer Markteinschätzung schreibt. Das hat unter anderem dazu geführt, dass viele junge und relativ kleine Technologieunternehmen 2021 zeitweise mit dem 50- bis 100-Fachen ihrer Umsätze bewertet wurden und gemessen am Börsenwert plötzlich zu den Großen zählten. Solche extrem hohen Erwartungen bedeuten auch aber auch, dass es genauso schnell nach unten gehen kann – was auch oft passiert. Dennoch meint die Investment-Koryphäe, dass Anleger keinen Bogen um Technologie-Werte machen müssen. 

Aber von vorne: Der Gründer und Vorstand des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch errechnete auf Basis eines selbst zusammengestellten, repräsentativen Korbes von zwanzig mittelgroßen Software- und Plattformunternehmen, dass Kursrückgänge von 50 Prozent und mehr bei einigen "Highflyern" unter den Technologiewerten keine Seltenheit gewesen seien. Dagegen verloren die "Big Five" Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta Platforms nicht. 

Attraktives Chance-Risiko-Verhältnis für langfristige Investoren
Flossbach betont weiter, dass es sich bei den mittelgroßen Werten dieses "Boom-Bust-Korbs" um Unternehmen mit einem Börsenwert von durchschnittlich rund 33 Milliarden US-Dollar (28,8 Mrd. Euro) handele, die in ihrem Segment bereits eine starke Marktposition erreicht haben, nennenswerte Umsätze erzielen und weit überdurchschnittlich wachsen. Hier könnten sich seiner Meinung nach daher Kaufgelegenheiten ergeben, wenn sich die Korrektur fortsetzt und die Aktienkurse ein Niveau erreichen, das auch für langfristige Investoren ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis bedeutet.

Ferner führt der Investment-Experte aus, dass solche Spekulationsblüten nicht bedeuten, dass Technologieaktien insgesamt völlig überbewertet sind und ihnen das gleiche Schicksal droht wie beim Platzen der Technologieblase in den Jahren 2000 bis 2002. Im Vergleich zu damals seien viele Technologie-Unternehmen heute eher moderat bewertet. "Vor allem wenn man das überdurchschnittliche Wachstumspotenzial berücksichtigt, das die fortschreitende Digitalisierung der gesamten Wirtschaft eröffnet." Dies gelte auch für andere Bereiche wie Finanzdienstleister, den Industriesektor oder die Medizintechnologie, wo Soft- und Hardware zunehmend verschmelzen. (jb)