Die Inflation steigt, gleichzeitig verbleiben die Realzinsen im negativen Bereich. Das sollte eigentlich ein idealer Nährboden für Gold sein – ist aber nicht, wie Bert Flossbach in einem Marktkommentar schreibt. Der Jahresendstand 2021 von 1.829 US-Dollar (1.611 Euro) bedeutet ein Minus von fast vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Euro gerechnet ergibt sich dank des gestiegenen US-Dollars immerhin noch ein Plus von knapp vier Prozent. Auch im laufenden Jahr hat sich der Trend nicht verändert. Der Starmanager, der bei seinem bekanntesten Vehikel Multiple Opportunities oder in der international vertriebenen Variante konsequent auf das Edelmetall setzt, hat dafür mehrere Gründe ausgemacht.

Zum einen haben Anleger nach dem Kursplus von rund 25 Prozent (in US-Dollar) im Jahr 2020 Anleger Gewinne mitgenommen. Das zeigen die Abflüsse bei börsengehandelten Gold-Trackern (ETFs), deren Volumen im vergangenen Jahr um fast 300 Tonnen auf 3.043 Tonnen geschmolzen ist. Zum anderen dürfte die Sorge vor einer Zinswende, die zu steigenden Opportunitätskosten des zinslosen Goldes führt, den Preis gedrückt haben.

Bitcoin und Ether als Rivalen
Hinzu kommt laut Flossbach auch die zunehmende Konkurrenz von Kryptowährungen, insbesondere des Bitcoin. Dieser gelte für manche Anleger inzwischen als alternativer digitaler Inflationsschutz. So dürften einige Milliarden US-Dollar, die normalerweise in Gold investiert worden wären, in digitale Häfen geflossen sein. Der Wert der rund 19 Millionen bislang geschöpften Bitcoin beträgt bei einem Jahresschlusskurs von 46.334 Dollar (40.825 Euro) knapp 900 Milliarden Dollar (793 Mrd. Euro). Die zweitgrößte Kryptowährung Ether, deren Produktion ebenfalls sehr energieintensiv, aber nicht begrenzt ist, bringt etwa halb so viel auf die Waage.

Dennoch: Gold bleibt ein sicherer Hafen, wie sich zuletzt in der Türkei gezeigt habe, so Flossbach: "Das Land wird immer wieder von Inflations- und Abwertungswellen seiner Währung erfasst. Die offizielle Inflationsrate lag im Dezember bei 36 Prozent. Der Wertverlust der türkischen Lira gegenüber dem US-Dollar betrug im vergangenen Jahr 44 Prozent und in den letzten fünf Jahren 74 Prozent. Dass türkische Sparer sich nicht von hohen Zinsen verführen lassen, sondern Gold als langfristiges Wertaufbewahrungsmittel präferieren, ist da nur allzu verständlich", schreibt er. (jb)