Nach der deutlichen Korrektur Anfang August, die vor allem die Aktien von Big-Tech-Unternehmen auf Talfahrt geschickt hat, haben sich die Märkte schnell erholt. Die Bewertungen seien teilweise aber ambitioniert. Es herrsche eine hohe Erwartungshaltung, während die Volatilität wieder deutlich gesunken ist. "Ein neuerlicher Rückschlag würde mich deshalb nicht überraschen", erklärt der Mitgründer und Vorstand des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch, Bert Flossbach, daher in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung".

In seinem vermögensverwaltenden Fonds Flossbach von Storch Multiple Opportunities – in Österreich wird der fast identisch gemanagte Flossbach von Storch Multiple Opportunities II vertrieben – hält der Portfoliomanager zwar weiterhin eine Aktienquote von knapp 70 Prozent. "Wir haben aber kürzlich einen Put auf den S&P 500 gekauft", berichtet er. Sollte der Markt deutlich zurücksetzen, werde die Absicherung spürbar helfen. Falls nicht, hielten sich die Kosten im Rahmen. Die Qualität der großen Tech-Unternehmen stimme zumindest nach wie vor.

Traditionelle Werte
Doch Bert Flossbach setzt auch auf traditionelle Werte. So zählen die Titel von BMW und Mercedes zu den Top-Positionen im Fonds. Hier sehe der Markt momentan das Glas eher halb leer als halb voll. BMW und Mercedes seien gut geführte Unternehmen, die einen hohen Cashflow erwirtschaften und üppige Dividenden zahlen. "Letzteres muss man bei der langfristigen Performance-Betrachtung berücksichtigen und nicht allein auf den Aktienkurs schauen", findet Flossbach. 

Auch die Aktie von Berkshire Hathaway gehört zu den größten Positionen im Multiple Opportunities, denn Bert Flossbach gefällt die "hervorragende Kapitalallokation". "Ich fand es gut, dass Warren Buffett bei Apple ein paar Chips vom Tisch genommen hat. Das ist sehr smart gewesen", erklärt er. Die Position sei immer noch riesig, aber nicht mehr derart dominant, wie sie vorher war. "Und Buffett hat mit Apple bereits sehr viel Geld verdient", lobt der Vermögensprofi.

Idiotensicheres Geschäftsmodell
In die Aktien der Deutschen Börse ist Flossbachs Fonds schon seit längerer Zeit investiert. Das Unternehmen biete ein gutes Risk-Reward-Profil und sei sehr breit aufgestellt. "Man könnte fast sagen, das Geschäftsmodell, so wie es jetzt dasteht, erfüllt eines der Postulate, die Buffett immer gerne bringt: Es sollte idiotensicher sein!", so Flossbach. 

Die Aktie habe die angenehme Eigenschaft, dass sie in Zeiten, in denen es am Markt turbulent zugeht, tendenziell gut läuft, weil dann die Handelsvolumina steigen. Hinzu komme, dass die Bewertung in den vergangenen Jahren zu keinem Zeitpunkt besonders hoch gewesen sei. Inwieweit der neue Chef der Deutschen Börse, Stephan Leithner, die Erfolgsgeschichte, die sein Vorgänger Theo Weimer geschrieben hat, fortsetzen wird, bleibe abzuwarten.

Gold als Absicherung
13 Prozent des Fondsvermögens hält Flossbach derzeit in Gold. "Es gibt eine langfristige Korrelation von Gold zur Staatsverschuldung. Ufern die Schulden aus, steigt der Goldpreis", erläutert Flossbach. Aktuell uferten sie sowohl in Amerika als auch in Europa immer weiter aus, und der Trend dürfte sich fortsetzen, glaubt er. Gold sorge vor diesem Hintergrund für eine gewisse Stabilität im Fonds. "Für uns ist das Edelmetall seit jeher wie eine Versicherung und damit fester Bestandteil unserer gemischten Portfolios", so Flossbach. 

Die Frage, wie lange er seinen Fonds noch managen wolle, stelle sich für ihn momentan nicht. Der Kölner Vermögensverwalter habe schließlich noch viel vor. "Derzeit arbeiten wir an einem hauseigenen KI-Tool", berichtet der Vorstand. Es solle dabei helfen, die Qualität des Managements von Unternehmen besser und effektiver zu beurteilen. "Außerdem macht mir die Arbeit nach wie vor großen Spaß", sagt Flossbach. (am)