Henning Gehhardt ist ratlos: "Ich kann nicht nachvollziehen, was zurzeit an den Börsen geschieht“, sagt der Leiter der Vermögensverwaltung beim Hamburger Bankhaus Berenberg. Vor allem der große Einfluss politischer Geschehnisse überrascht ihn. "Der alte Satz, wonach politische Börsen kurze Beine haben, gilt dieses Jahr nicht“, so sein Zwischenfazit. Dennoch: Dass es an den Aktienmärkten schon bald wieder nach oben geht, steht für ihn ebenso außer Zweifel wie für seinen Kollegen Bernd Meyer, Leiter Multi Asset bei Berenberg.

Der verweist zwar darauf, dass die positive fundamentale Dynamik, sowohl konjunkturell als auch was die Gewinnentwicklung angehe, abgenommen habe. Insgesamt bleibe das Wirtschaftswachstum jedoch solide. "Eiin unmittelbares Ende des Konjunkturzyklus ist weiterhin unwahrscheinlich. Zwar ist teilweise eine Anpassung der Gewinnschätzungen der Unternehmen nach unten erforderlich, dennoch bleibt das Gewinnwachstum solide. Allerdings ist der Zyklus in der Tat dem Ende näher als dem Anfang", erklärt Meyer.

Bodenbildung abwarten
Insgesamt geben sich Gebhardt und Meyer weiterhin optimistisch, erst recht über das Jahr 2019 hinaus. "Die Aktie bleibt langfristig das Investment der Wahl“, so Gebhardt. Nach dem stürmischen Herbst dürfte es zu einer Bodenbildung kommen, sowohl an den Aktienmärkten als auch bei den Konjunkturfrühindikatoren. Zudem werden die Märkte ab November auch wieder durch Aktienrückkäufe gestützt, prognostiziert Meyer.

Auch die laufende Berichtssaisons in den USA und Europa unterstreichen das positive Gesamtbiild. Die Saisonalität spreche ebenfalls für den Aktienmarkt. "Nicht zuletzt besteht weiterhin für die meisten Investoren ein Anlagenotstand, da sich der Anleihemarkt auch weiterhin nicht als lukrative Alternative anbietet", führt Meyer aus. Insgesamt gehen die Renditeerwartungen über alle Anlageklassen etwas zurück, ein Grund dafür ist die abnehmende Unterstützung durch die Zentralbanken. "Sollte sich unser Makrobild nicht verschlechtern und die Aktienmärkte sich stabilisieren, schätzen wir die aktuelle Korrektur als taktische Kaufgelegenheit in den nächsten Wochen ein", sagt Gebhardt abschließend. (aa/ps)