Sorgen über die enorme US-Staatsverschuldung und eine hartnäckigere Inflation ließen die zehnjährigen US-Zinsen in der vergangenen Woche in der Spitze um mehr als 15 Basispunkte steigen, bevor enttäuschende Ergebnisse von Salesforce und Befürchtungen über eine Verlangsamung des US-Wachstums die Anleiherenditen wieder fallen ließen. Bei Aktien und Rohstoffen kam es zu Gewinnmitnahmen, rekapituliert Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset im Wealth and Asset Management bei Berenberg, die Lage.

Nach der starken Entwicklung vieler Risikoanlageklassen erachten Meyer und sein Team die Konsolidierung als gesund: "Wir erwarten weiterhin bis zu den US-Wahlen eine volatile Seitwärtsbewegung bei Aktien", meint Meyer. "Auf der einen Seite gab es zuletzt positive Gewinnrevisionen sowie positive Makro-Überraschungen in Europa und China." Die Wachstumsschätzung für das reale Bruttoinlandsprodukt der Atlanta Fed für das zweite Quartal liege bei 2,7 Prozent.

Hohe Bewertungen, hohe Gewichtungen bei Aktien
Auf der anderen Seite sind die Bewertungen zuletzt gestiegen und viele Anleger haben Aktien bereits übergewichtet. So haben sich in den letzten vier Wochen die Bewertungsniveaus auf Basis des Kurs-Gewinn- (KGV) und des Kurs-Buchwert-Verhältnisses (KBV) insbesondere für US-Aktien weiter ausgeweitet. So notiert der S&P 500 auf KBV-Basis mittlerweile nahe den historischen Höchstständen seit 2006, wie die Grafik unten zeigt.

"Europäische Aktien und Aktien aus den Schwellenländern verzeichneten dagegen auf KGV-Basis eine leichte Bewertungseinengung", merkt Meyer an. Er weist zudem auf die politischen Gefahren hin: "Die Verurteilung von Donald Trump im Schweigegeldprozess zeigt, dass die politischen Risiken nicht zu unterschätzen sind." (aa)

Historische Verteilung: Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnis

 

Die Bewertungen aus dem Blickwinkel des Kurs-Gewinn- (links) und des Kurs-Buchwert-Verhältnisses (rechts) sind in den USA im historischen Vergleich sehr hoch, während es bei anderen Ländern und Regionen etwas günstiger aussieht. Quelle: Berenberg