China hat sich zum Schwergewicht auf der Weltbühne und zu einem zentralen Treiber der globalen Konjunktur entwickelt. Das Reich der Mitte bleibt aber für die westlichen Industrienationen eine Herausforderung, sagt Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau. So führt etwa Chinas starke wirtschaftliche Stellung dazu, dass Sorgen über die chinesische Konjunktur seit Jahren die Runde machen.

Die geringe Verlässlichkeit der offiziellen chinesischen Daten trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei. "Es gibt Indikatoren, die dafür sprechen, dass das reale BIP im vierten Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahr nur um etwa drei Prozent zugelegt haben könnte", merkt Quitzau an.

Wirtschaftspolitisch setzt Peking auf eine staatlich gelenkte Marktwirtschaft. "Der Wettbewerb zwischen den westlichen Industrienationen und China findet nicht unter fairen Bedingungen statt", kritisiert Quitzau. Auch politisch benennt der Ökonom einige Probleme. So befolgt China bestimmte Staatsziele, denen sich das Individuum unterzuordnen hat. Westliche Demokratien sehen das kritisch.

Im Handelsstreit geht es nicht primär um den Handel
Wirtschaftlich ist China auf eine Einigung im Handelsstreit mit den USA angewiesen, sagt Quitzau. Sonst kann es seine Wachstumsrate nicht aufrechterhalten. "Wir rechnen zwar mit einer Einigung. Wann genau es dazu kommt, bleibt jedoch unklar", so der Volkswirt. Seiner Ansicht nach geht es in dem Konflikt nicht nur um den Handel, sondern um einen Wettbewerb der Ordnungssysteme. Das erschwert das Ringen um einen Kompromiss.

Letztlich geht es im Streit zwischen China und den USA um die Frage, ob der Wettbewerb zwischen dem Reich der Mitte und den etablierten Industrienationen nach ansatzweise ähnlichen Regeln abläuft, urteilt der Berenberg-Experte. "Es geht offenbar um das große Ganze", kommentiert er. (fp)