Ein Zwei-Prozent-Anstieg der Inflation habe weniger weitreichende Folgen für die Wirtschaft als ein Anstieg der Durchschnittstemperatur auf dem Planeten um zwei Grad, sagt Gary Smith, Hauptgeschäftsführer des Vermögensverwalters Barings. Der Klimawandel könne zu schwerwiegenden Konflikten oder sogar Kriegen um Wasser und Lebensmittel führen, warnt Smith. "In solchen extremen Szenarien könnte die traditionelle Orientierung der Notenbanker am Zwei-Prozent-Ziel für den Anstieg des Verbraucherpreisindex bedeutungslos werden."

Smith betont, dass einige Zentralbanken die langfristigen Folgen des Klimawandels bereits in ihren Prognosen berücksichtigen. Als Beispiel nennt er die Federal Reserve Bank der USA in San Francisco. Die Fed betrachte den Klimawandel inzwischen als eine der drei wichtigsten makroökonomischen Kräfte: neben der demografischen Entwicklung und technischer Innovation. Auch EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré habe bereits vor klimabedingten Wirtschaftsrisiken gewarnt. Zum Beispiel könnten Sparer anfangen, zusätzliches Geld zu horten oder Banken Kredite verteuern.

Koalition der Willigen
Seit Ende 2017 befasst sich ein Netzwerk aus Zentralbanken mit nachhaltiger Finanzwirtschaft. Die Mitglieder dieses sogenannten "Network for Greening the Financial System" (NGFS) haben sich in ihren Reden innerhalb eines Jahres 21 Mal mit dem Thema Klimawandel befasst, hat Barings-Chef Smith herausgefunden. Er verweist außerdem auf eine Studie der Universität London, wonach von 100 untersuchten Zentralbanken 16 ausdrücklich ein Nachhaltigkeitsziel erwähnen. (fp)