Mit 750 Milliarden Euro gegen die Coronakrise – die EU-Kommission lässt Geld auf ihre Mitgliedsstaaten regnen, um sie aus ihrer prekären wirtschaftlichen Lage zu befreien. Probleme mit Geld zu lösen ist oft nicht die schlechteste Idee. Wie gut das funktionieren kann, hat die Markterholung der vergangenen Wochen gezeigt. Aber ist diese Strategie auch zukunftsträchtig? Barings-Chefstratege Christopher Smart meldet Zweifel an. "Schwieriger ist es, das Geld so einzusetzen, dass es nicht nur die unmittelbaren Wunden heilt, sondern dem Patienten auch hilft, stärker aus der Krise hervorzugehen", sagt er.

Gut, dass die sonst so zögerliche EU beschlossen hat, nicht allein auf eine ultralockere Fiskal- und Geldpolitik zu setzen, um der Viruskrise Paroli zu bieten. Ihr Ziel: ein Mechanismus, der eine grundlegende Schwäche der Währungsunion beheben soll. Zukünftig soll die EU über Mittel in Höhe von zusätzlichen drei Vierteln ihres derzeitigen Haushalts verfügen, um Mitgliedstaaten zu unterstützen, die von einem externen Schock besonders stark betroffen sind. Die Lehren aus der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 wirken also nach.

Gemeinsam uneins
Bei dem Heilungsplan geht es um mehr als bloß eine Konjunkturspritze für Krisenregionen. Für die EU geht es ums Ganze: ihre Zukunftsfähigkeit. Noch sind die Mitglieder in puncto 750-Milliarden-Euro-Heilungsplan uneins. "Es wird schwierige Diskussionen und harte Kompromisse geben. Aber selbst eine verwässerte Version der aktuellen Entwürfe würde einen wichtigen Schritt nach vorne bedeuten", betont Smart. Der Barings-Stratege wünscht sich, dass sich die europäischen Staats- und Regierungschefs sowohl auf die gegenwärtige Krise als auch auf die künftige Widerstandsfähigkeit der EU konzentrieren. "Investoren sollten ihnen die Daumen drücken, damit sie Erfolg haben", sagt er. (fp)