Die unerwartet rasche Erholung der Rohstoffpreise könnte ein jähes Ende finden. Der Kupferpreis dürfte in den unteren 4.000-US-Dollar-Bereich je Tonne fallen, verglichen mit 4.945 Dollar vergangene Woche in London, erklärte Barclys-Analyst Kevin Norrish.

Das Risiko für Rohmaterialien sei, dass die Anleger ihre erfolgreichen Wetten auf einen Preisanstieg schnell zu Geld machen wollten – und zwar durch die Bank – was sich höchst negativ auswirken könnte, schrieb Norrish in einem Bericht mit der Überschrift "Buffalo Jump". Der Begriff beschreibt eine Jagdtechnik der Indianer, bei der Bisons über die Klippe getrieben wurden und in den Tod stürzten.

Auch am Rohstoffmarkt erkennt Norrish einen für viele Investoren latent tödlichen Herdentrieb. "Anleger wurden von den Rohstoffen angelockt, der Anlageklasse mit der besten Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf", erklärte Norrish gegenüber Bloomberg News zitiert. "In Ermangelung grundlegender Verbesserungen werden sich solche Erträge allerdings im zweiten Quartal wahrscheinlich nicht wiederholen, was Rohstoffe anfällig macht."

Die Rohstoffpreise hatten sich im Januar von ihrem tiefsten Stand seit mehr als 25 Jahren erholt. Auslöser waren Spekulationen, dass die Preise ihre Talsohle erreicht haben dürften, nachdem sie in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres um elf Prozent und im dritten Quartal 2015 um 14 Prozent abgeglitten waren. Barclays schätzt, dass sich die Nettomittelzuflüsse in Rohstoffprodukte seit Jahresbeginn auf mehr als 20 Milliarden US-Dollar beliefen – das wäre der stärkste Jahresauftakts seit 2011.

Preisansteig bei Öl und Kupfer fundamental nur zum Teil abgesichert
"Weil der jüngste Preisauftrieb kaum auf sich bessernden Fundamentaldaten basiert, steigt das Risiko, dass ein Rückschlag zu einem eiligen Ausstieg führen kann", erklärte Norrish. Infolgedessen könnten die Rohstoffpreise womöglich tiefer abrutschen als gerechtfertigt.

Die Investoren haben seiner Aussage nach zunehmend kurzfristige Positionen bei Rohmaterialien eingenommen, statt der langfristigen "Kaufen-und-Halten"-Anlagestrategie zur Diversifizierung und als Inflationsschutz. Außerdem seien Rohstoffe eine der wenigen Anlageklassen, die im ersten Quartal einen Ertrag aufgewiesen hatten. Dadurch sei die Verlockung größer als sonst, Positionen mit Gewinn zu schließen, so Norrish. (kb)