Die Bank of Japan (BoJ) hat ihre monatlichen Anleihekäufe zurückgefahren. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) könnte sich im Januar etwas mutiger zeigen, sagt Bantleon-Chefvolkswirt Harald Preißler: Sie könnte auf den Hinweis verzichten, das Volumen ihrer Anleihekäufe im Bedarfsfall wieder zu erhöhen. Angesichts der guten Wirtschaftsdaten wäre das keine Überraschung. "Überraschend ist vielmehr, dass es so lange gedauert hat, bis das Vertrauen der Währungshüter in die Nachhaltigkeit der Makroperspektiven ausreichend gefestigt war", sagt Preißler.

Nach Ansicht des Bantleon-Experten hätten die Notenbanken bereits im vergangenen Jahr auf eine etwas weniger expansive Geldpolitik umschwenken können – und auch sollen. Im laufenden Jahr dürfte nämlich die Inflation endlich anziehen. Auf der anderen Seite könnte allerdings der Konjunkturaufschwung an Dynamik verlieren, warnt Preißler.

Zwischen Inflation und Wachstum
Wie weit sich die Geldpolitik in Japan und Europa im laufenden Jahr in Richtung einer Normalisierung bewegt, wird vom Verhältnis zwischen Inflation und Wachstumsverlangsamung abhängen. "Wir gehen davon aus, dass die Märkte Letzteres bislang ignorieren, geblendet von der tiefen Aktienmarktvolatilität und historisch engen Risikoprämien, die eine heile Welt suggerieren", sagt der Ökonom.

Sobald sich abzeichnet, dass es nicht mehr so steil aufwärts geht wie bisher, werden die Karten am Markt neu gemischt. "Dann schlägt die Sorglosigkeit in Skepsis um, die Volatilität springt an und die Spreads weiten sich aus", sagt Preißler. "Erfahrungsgemäß wächst dann der Appetit nach Safe-Haven-Instrumenten." (fp)