Kapitalmarktexperten warnen davor, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen könnte. Ihre Begründung: Die Dreimonatszinsen notieren fast oberhalb der Zehnjahreszinsen. Eine solche Konstellation gilt vielen als Frühindikator für eine Rezession. An sich leuchtet diese Argumentation ein, sagt Markus Tischer, Leiter Portfoliomanagement Multi-Asset bei Bantleon. Sie lässt sich allerdings nicht eins zu eins auf das aktuelle Marktgeschehen übertragen. Tischer ist überzeugt: Die Warnungen vor einem drastischen Abschwung in den USA sind übertrieben.

Schaut man genauer hin, ist eine Rezession nur dann wahrscheinlich, wenn die Zinskurve über einen längeren Zeitraum hinweg invers ist. Das zeigen Daten aus der Vergangenheit. "Darüber hinaus begann bislang keine Rezession ad hoc nach dem Invertieren der Zinskurve, sondern immer erst mit einem komfortablen zeitlichen Abstand von 153 bis 487 Tagen", erklärt der Portfoliomanager. "Zeit genug also, um Risikoassets wie Aktien zu verkaufen, sollte die Kurve tatsächlich invertieren."

Schlechte Stimmung sorgt für Einstiegschancen
Die Analyse der Zinskurve gibt also keinen Hinweis darauf, dass den Vereinigten Staaten in Kürze eine Rezession bevorsteht. Die rückläufige Konjunkturdynamik in den USA könnte so zusammen mit den sinkenden Aktienkursen im Laufe des ersten Halbjahres attraktive Kaufchancen eröffnen, prognostiziert Tischer. "Zudem eignet sich die Zinskurve ohnehin nicht als Taktgeber für den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt am Aktienmarkt", sagt er.

Käme es wider Erwarten doch zu einer Rezession, sollten Anleger nicht auf deren offizielles Ende warten, um wieder in Aktien einzusteigen, rät Tischer. In den vergangenen sechs Rezessionen hätte man dann den Tiefstand und mithin den besten Einstiegszeitpunkt deutlich verpasst. "Üblicherweise nimmt der Aktienmarkt das Ende der Rezession vorweg und beginnt daher viel früher wieder zu steigen", so der Bantleon-Experte. (fp)