Im Streit um Strafzölle steuern die Akteure auf einen Abgrund zu, sagt Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann. Wer bis kommenden Freitag keine Ausnahmeregelung ergattern kann, wird von den USA mit Importzöllen auf Stahl und Aluminium belegt. Die Betroffenen haben dann 60 Tage Zeit, um bei der Welthandelsorganisation WTO Gegenschritte anzumelden. Die Europäische Union holt bereits zum Vergeltungsschlag aus und hat eine Liste mit US-Gütern veröffentlicht, für die gegebenenfalls ebenfalls Zölle fällig werden. Die USA wollen in diesem Fall mit Einfuhrbeschränkungen auf Autos zurückschlagen.

Noch ist es nicht zu spät, den drohenden Handelskrieg abzuwenden, urteilt Hartmann. Ein Vorschlag lautet, dass die EU mit den Vereinigten Staaten über den Abbau von Handelsbeschränkungen diskutieren sollte. "So könnte sie etwa ihre vergleichsweise hohen Zölle auf US-Autos senken", sagt der Ökonom. Im Gegenzug könnten die USA ihre exorbitanten Tabakzölle zurückfahren. "Das anfängliche Gepolter von Donald Trump würde sich damit im Endeffekt in einen Impuls für mehr Freihandel wandeln", so Hartmann.

Sichere Häfen sind wieder gefragt
Die Chancen für ein solches Szenario stehen allerdings nicht gerade gut. "Wahrscheinlicher ist, dass der US-Präsident zumindest kleine Nadelstiche setzt, um seine Wählerschaft zu befriedigen", prognostiziert der Bantleon-Experte. "Hinzu kommt, dass er an mehreren Fronten kämpft und sich insbesondere noch China vorknöpfen will." Hartmanns Fazit: An den globalen Märkten droht Ungemach. Unabhängig vom Handelsstreit rechnet man bei Bantleon mit einer Abschwächung der Konjunktur. "Für die Finanzmärkte wird das Umfeld ungemütlicher und die sicheren Häfen gewinnen an Attraktivität." (fp)