Staatsanleihen entpuppen sich als die großen Verlierer des US-Wahlresultats. Sie kamen gleich von zwei Seiten unter Druck: Zum einen wuchs die Angst, dass die Staatsverschuldung der USA durch tiefere Steuern und höhere Investitionen explodieren würde. Zum anderen nahm die Befürchtung zu, dass eine Beschränkung des Welthandels Importe verteuern und die Löhne in die Höhe treiben könnte, was in eine steigende Inflation münden könnte.

Die Panik an den Rentenmärkten ist übertrieben, sagen die Experten des Anleihespezialisten Bantleon. Erstens gebe es von fundamentaler Seite her keine neuen Informationen, die eine kritischere Bewertung rechtfertigen würden. Im Gegenteil: Die jüngsten Konjunktur- und Verschuldungsdaten fielen besser aus als erwartet. Zweitens hat die Wahl Trumps gezeigt, dass die Finanzmärkte oft gelassener reagieren als gedacht. Drittens dürfte Trumps Wahlsieg die Nationen Europas enger zusammenrücken lassen.

Gute Nachrichten sind schlechte Nachrichten
Europa hat seine eigenen Probleme. Kurzfristig könnten Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie unter Druck bleiben. Grund: Das Verfassungsreferendum in Italien Anfang Dezember. Mittelfristig erwarten die Bantleon-Experten indes, dass sich die Spreads wieder einengen.

Für die USA sind sie optimistischer: Sie gehen davon aus, dass Trump alles in allem eine vernünftige Wirtschaftspolitik umsetzen wird, die der US-Konjunktur Schub gibt. Das seinen zugleich gute Nachrichten für die Aktienmärkte – für die Anleihemärkte dagegen weniger. US-Staatsanleihen dürften wegen der anziehenden Inflationserwartungen und des positiven Konjunkturausblicks in schweres Fahrwasser geraten. (fp)