Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik verschieben müssen, könnten deutsche Bundesanleihen profitieren, erklärt der Fondsanbieter Bantleon. "Sollten sich die Anzeichen für eine konjunkturelle Konsolidierung verdichten, stellt sich die Frage, ob die EZB den Ausstieg tatsächlich bereits Anfang 2018 starten kann", sagt Harald Preißler, Chefvolkswirt bei Bantleon. Bundesanleihen sind derzeit in sämtlichen Portfolios untergewichtet – das könnte sich ändern, wenn die EZB die Straffung der Geldpolitik vertagt: "Wenn Investoren in diesen sicheren Hafen flüchten, kann es dort wegen der Quantitative-Easing-bedingten Knappheit ziemlich teuer werden", sagt Preißler.

Ansonsten befindet sich die konjunkturelle Verfassung der Eurozone "schon ziemlich dicht an einem Idealzustand", so der Ökonom. Das Wirtschaftswachstum sei robust und werde sowohl von der Binnen- als auch der Auslandsnachfrage getragen. "Im ersten Halbjahr 2017 dürfte die Expansionsrate bei 2,5 Prozent liegen, was für Währungsunion ein rekordverdächtiger Wert ist", sagt Preißler. Aber nicht nur die Höhe der Wachstumsraten sei beeindruckend, auch die sektorale und die regionale Struktur seien ungewöhnlich positiv.

Der Konjunkturmotor brummt
Momentan brummt die Konjunktur in nahezu allen Branchen und Ländern der Eurozone, selbst die Sorgenkinder in der Peripherie können Erfolge vorweisen. In Griechenland ist die jahrelange wirtschaftliche Talfahrt gestoppt, die Arbeitslosenquote ist von 28 auf 22 Prozent gesunken – immerhin ein fünfjähriger Tiefststand. Portugal wächst momentan mit einer Rate von knapp drei Prozent, die Arbeitslosenquote hat sich innerhalb von nur vier Jahren auf 9,8 Prozent halbiert. Im Durchschnitt der Währungsunion beläuft sich die Arbeitslosenquote auf 9,3 Prozent. "Das ist der tiefste Stand seit acht Jahren", sagt Preißler. (fp)