Je höher die Preise für Rohstoffe, Agrargüter und Energieträger steigen, desto häufiger hört man das Wort "Stagflation". Staaten hätten dieser Kombination aus hoher Inflation und niedrigem Wirtschaftswachstum kaum noch etwas entgegenzusetzen, argumentieren manche Anlageprofis. Es werde befürchtet, "dass mit steigenden Strom-, Heizöl- und Benzinpreisen die Konsumnachfrage gedämpft und damit der konjunkturellen Erholung die Luft abgeschnürt wird", erklärt Daniel Hartmann, Chefvolkswirt von Bantleon. Er selbst hält es allerdings für verfrüht, ein Stagflationsszenario auszurufen.

"Die steigenden Verbraucherpreise stellen fraglos einen Kaufkraftentzug dar. Dem stehen aber – speziell in der Eurozone – zahlreiche positive Konjunkturkräfte gegenüber", argumentiert Hartmann. Zudem hätten bereits mehrere europäische Länder Maßnahmen eingeleitet, um den Anstieg der Strom- und Gaspreise unter Kontrolle zu halten oder zumindest soziale Härten abzufedern. "Im Zweifelsfall werden die Verantwortlichen noch mehr tun", ist der Ökonom überzeugt. Er verweist überdies auf die hohen Sparguthaben vieler Konsumenten in Europa und auch darauf, dass Unternehmen bereits daran arbeiten, ihre Kapazitäten zu erweitern.

Düstere Aussichten für die Aktienmärkte
Die Investitionsnachfrage dürfte hoch bleiben, schätzt der Bantleon-Experte, zumal sie von staatlicher Seite gestützt wird. "Vor dieser Kulisse sind wir zuversichtlich, dass sich das Wachstum in der Eurozone sowie in großen Teilen der Welt in den nächsten Quartalen auf überdurchschnittlichem Niveau hält." Eine Stagflation wäre damit erst einmal vom Tisch. "Für die Aktienmärkte werden die Zeiten dennoch rauer", warnt Hartmann. Der Kostendruck bleibt hoch und das Wachstum schwächt sich zumindest perspektivisch ab. Vor allem Growth-Titel dürften es in diesem Szenario schwer haben. (fp)