Noch steht der neue französische Staatspräsident nicht fest, Anleger atmen aber schon einmal auf. Sie erwarten, dass der sozialliberale, wirtschafts- und europafreundliche Emmanuel Macron in der Stichwahl am 7. Mai das Rennen machen wird. Wirtschaftlich hat Frankreich seinen Status als "kranker Mann Europas" bereits erkennbar überwunden. Insbesondere die Einkaufsmanagerindizes zeigen mittlerweile ein freundliches Bild, berichtet Harald Preißler, Chefvolkswirt des Fondsanbieters Bantleon.

Mehr Kopfzerbrechen bereitet derzeit Italien. Die italienische Wirtschaft kommt nicht in Schwung, und die Gefahr einer politischen Krise ist akuter denn je. In aktuellen Umfragen liegt Beppe Grillos populistische Fünf-Sterne-Bewegung in Führung. Es passt ins Bild, dass die Skepsis gegenüber der EU und dem Euro unter Italienern größer ist als unter Franzosen. Sollte Großbritannien in den laufenden Brexit-Verhandlungen seine Forderungen durchsetzen können, dürfte das den italienischen EU-Skeptikern Auftrieb geben.

Politik verliert kurzfristig an Bedeutung
Insgesamt dürften die Sorgen um Frankreich nun erst einmal in den Hintergrund treten, prognostiziert Preißler. Der französische Composite-Einkaufsmanagerindex hat im April mit 57,4 Punkten ein Sechs-Jahres-Hoch erreicht und sowohl die Eurozone als auch Deutschland überflügelt. Unterstützung kommt von allen Seiten, von Konsum-, Investitions- und Exportnachfrage. An den Finanzmärkten dürften jetzt einige politische Risiken ausgepreist werden, sagt der Bantleon-Ökonom. Mittelfristig könnte allerdings Italien für neue Marktturbulenzen sorgen. (fp)