Für Europa läuft es gerade vergleichsweise gut, erklärt der Fondsanbieter Bantleon: "Es lief schon schlechter für die Währungsunion", sagt Harald Preißler, Chefvolkswirt bei Bantleon. So hätten sich nach der französischen Präsidentschaftswahl nicht nur die bösen "Frexit"-Geister verzogen, sondern daneben steuere auch das Wachstum mit einem Plus von zwei Prozent im Jahresvergleich im laufenden Quartal auf einen neuen zyklischen Höhepunkt zu. Parallel dazu hat die Arbeitslosenquote im März mit 9,5 Prozent ein Acht-Jahres-Tief erreicht. 

Selbst bei der Inflation gibt es laut Preißler Erfolge zu vermelden: "Das Deflationsgespenst ist verschwunden", sagt er. Mit 1,9 Prozent lag die Teuerung im April zudem ziemlich exakt auf dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB). "Die Kerninflation hat zwar noch Nachholbedarf, immerhin scheint sich aber auch hier der Vorjahresabstand bei einem Prozent stabilisiert zu haben", sagt Preißler. 

Worauf wartet die EZB?
Angesichts dieser Daten frage man sich, worauf die EZB noch wartet, so der Ökonom. Eine Anpassung der ultra-expansiven Geldpolitik sei ja eigentlich überfällig. Die Notenbanker zögern jedoch noch – ihrer Einschätzung nach überwiegen trotz allem die Abwärtsrisiken. "Trotzdem haben die meisten Währungshüter bereits den verbalen Rückzug eingeläutet", sagt Preißler. Im Juni werde die Notenbank endgültig – und erstmals seit August 2010 – eine neutrale Einschätzung des konjunkturellen Risikoumfelds vornehmen, erwartet er. 

Für die Anleihemärkte habe das Szenario Konsequenzen: "Der Aufwärtstrend bei den Renditen ist zunächst gut unterstützt, sollte im zweiten Halbjahr allerdings noch mal einen Dämpfer erfahren", sagt Preißler. Nach seiner Einschätzung ist der Boden für einen kräftigen Renditeanstieg erst im Jahr 2018 gelegt. Dann dürften zehnjährige Bundesanleihen wieder über einem Prozent notieren. (fp)