Gero Bergmann, der im Vorstand der BayernLB das Geschäft mit Immobilien verantwortet, sieht das Büro vor einem Comeback. Viele hätten das Segment zu früh abgeschrieben, deutete er in einem Interview mit dem Finanznachrichtendienst "Bloomberg" an. Der Bedarf an Büros werde wieder zunehmen, da der Arbeit von daheim zu viel Bedeutung beigemessen worden sei. Auch für andere Teile des Immobilienmarkts ist der Manager optimistisch.

"Meiner Meinung nach wurde der Trend zum Homeoffice überschätzt und der Abgesang auf Büroimmobilien war überzogen", erklärte Bergmann bei einem Gespräch in der BayernLB-Konzernzentrale in München. "In Summe wird die Nachfrage nach Büros mittelfristig größer sein, als wir bisher angenommen haben. Und das wird einen positiven Effekt auf den Büromarkt haben. Auf die Quadratmeterpreise und auf die Leerstände."

Inspiration im Büro
Bergmann zufolge haben viele Arbeitgeber inzwischen festgestellt, wie wichtig der persönliche Austausch vor Ort für die Unternehmenskultur ist. Neue Prozesse oder auch die Digitalisierung hätten Lücken nicht hinreichend ausfüllen können. "Es war falsch, zu glauben, dass viele Tätigkeiten inzwischen komplett von zu Hause erledigt werden können und es reichen würde, wenn man sich vielleicht einmal im Monat zu einem Team-Meeting im Büro trifft", sagte Bergmann.

Mittlerweile habe sich der Mehrwert von Zusammenkunft, Austausch und Inspiration im Büro offenbart. "Das ist bei uns in der BayernLB sowie in der Finanzindustrie und in vielen anderen Branchen ganz genauso."

Siegeszug des Homeoffice
In den vergangenen beiden Jahren sind die Bewertungen von Immobilien aufgrund schnell gestiegener Zinsen stark unter Druck geraten. Besonders große Abschläge gab es bei Büros, wo zusätzlich der Siegeszug des Homeoffice zu einer großen Unsicherheit über die künftige Nutzung führte. Nach Daten der Immobilienfirma JLL betrug etwa in Frankfurt die Büro-Leerstandsquote zuletzt rund neun Prozent.

Zugleich haben einige Unternehmen begonnen, ihre Mitarbeiter wieder stärker ins Büro zurückzuholen. "Das heißt jetzt nicht, dass wir zu Vor-Corona-Zeiten zurückkehren werden. Fünf Tage pro Woche im Büro von 8 Uhr bis 17 Uhr werden wir nicht mehr sehen", sagte Bergmann. "Aber wir werden wieder mehr Büro-Präsenz bekommen, als noch vor ein paar Monaten gedacht."

Turnaround in Sicht
Die Rückbesinnung aufs Büro könnte einige Teile des Marktes, die zuletzt wenig Interesse auf sich zogen, wieder stärker in den Blickpunkt rücken. "Ich gehe davon aus, dass sich die aktuellen Sweetspots – die modernsten Büros in den zentralsten Lagen – wieder ausweiten werden, also auch in Lagen, die zum Teil schon abgeschrieben wurden", sagte Bergmann.

Auch für den Gewerbeimmobilienmarkt insgesamt ist der BayernLB-Vorstand zuversichtlich. Er geht von steigenden Bewertungen im kommenden Jahr aus. Dann dürfte es seiner Meinung nach auch beim Transaktionsgeschehen wieder leicht nach oben gehen. "Der Turnaround kommt sicher nicht im Januar, aber im Verlaufe des nächsten Jahres", sagte Bergmann.

Psychologisches Signal
Die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank bezeichnete er als einen ersten wichtigen Schritt für den Beginn einer Markterholungsphase. "Die Zinssenkung der EZB löst am Immobilienmarkt vor allem psychologisch etwas aus", sagte Bergmann. "Sie signalisiert, dass der Höhepunkt der Zinsen und damit auch das Schlimmste am Markt hinter uns liegt. Jetzt bekommen viele Businesspläne – etwa für Immobilienankäufe oder Umbauten – wieder ein höheres Maß an Verlässlichkeit, was den Knoten bei der ein oder anderen Transaktion lösen könnte."

Die Erholung werde zunächst im Segment Logistik einsetzen. Und auch bei Einzelhandelsimmobilien dürfte es laut Bergmann schneller bergauf gehen. Hier habe die Korrektur wegen des E-Commerce-Booms schon viel früher begonnen als in anderen Bereichen. "Das größte Fragezeichen unter allen Assetklassen sehen wir derzeit bei Büros. In diesem Segment steckt die größte Unsicherheit drin", sagte Bergmann. "Das macht Büros natürlich aber auch spannend. Denn dort gibt es neben Risiken eben auch viele Chancen." (Bloomberg/ert)