Die Schweizer Bank UBS arbeitet gemeinsam mit mehreren anderen Großbanken seit zwei Jahren an einer eigenen digitalen Währung. Nun gewinnt das Projekt an Fahrt. Sechs weitere Geldhäuser sind aufgesprungen. Nach einem Bericht der "Financial Times" handelt es sich dabei um Credit Suisse, Barclays, HSBC, State Street, die Canadian Imperial Bank of Commerce und die Mitsubishi UFJ Financial Group. Bereits an Bord sind die spanische Banco Santander, BNY Mellon, die Deutsche Bank und der Finanzinfrastruktur-Anbieter Nex.

Die Digitalwährung mit dem Projektnamen "Utility Settlement Coin" (USC) soll ab Ende kommenden Jahres einsatzbereit sein, berichtet das Portal finews.ch. Gespräche mit Zentralbanken und Regulatoren laufen bereits. Eine Einheit einer USC soll eins zu eins mit einer herkömmlichen Währung wie Franken, Pfund oder Euro unterlegt werden. Das Digitalgeld soll zudem durch bei einer Zentralbank hinterlegtes Realgeld gedeckt sein. Laut UBS entsteht so kein Kreditrisiko.

Alle wollen auf die Blockchain
Zunächst soll USC nur bei den beteiligten Banken selbst zum Einsatz kommen, bevorzugt bei Devisengeschäften untereinander. Darüber hinaus arbeitet die UBS an intelligenten Schuldverschreibungen, bei denen Emittenten und Käufer direkt miteinander in Kontakt treten, schreibt die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ). Später wird die Währung voraussichtlich für Wertschriftentransaktionen genutzt werden. Dafür müssen die Wertschriften allerdings zunächst auf die sogenannte Blockchain gebracht werden.

Letztlich soll USC dabei helfen, Finanztransaktionen generell auf die Blockchain-Technologie umzustellen. Davon versprechen sich die Banken eine schnellere, sicherere und günstigere Abwicklung von Transaktionen. USC ist dabei eigentlich nur ein Zwischenschritt: Der UBS zufolge soll sie den Weg für digitales Geld auf Notenbank-Ebene bereiten. Eine digitale Notenbankwährung ist bislang Zukunftsmusik. Durch ihr Engagement wollen die Großbanken die Standards für eine solche Währung wohl zumindest teilweise mit bestimmen.

Bitcoin bekommt Gegenwind
Das Projekt der Bankeninitiative, das auf eine Zusammenarbeit mit den Notenbanken setzt, kommt zur rechten Zeit. Die bislang mächtigste Kryptowährung Bitcoin bekommt nämlich zunehmend Probleme mit den Regulierern.

Denen ist es ein Dorn im Auge, dass auf dem Digitalwährungsmarkt jeder macht, was er will – zumal immer mehr Firmen Börsengänge in Kryptowährungen, sogenannte Initial Coin Offerings (ICO), als lukratives Finanzierungs- und Geschäftsmodell für sich entdecken. Anleger bekommen bei ICOs keine Firmenanteile, sondern sogenannte Token. Steigt die Bewertung der Unternehmen, klettert auch der Wert der Token.

Das Unbehagen über solche Krypto-Börsengänge wächst. Am Mittwoch gab die Plattform Icoinfo einen Stopp für sämtliche ICOs bekannt, berichtet das "Handelsblatt". Dieser Schritt könnte Signalwirkung entfalten. In China, wo in den ersten sechs Monaten dieses Jahres allein rund 2,6 Milliarden Yuan (328 Millionen Euro) in Krypto-Börsengänge flossen, denken die Zentralbank und die Wertpapieraufsicht nun offenbar darüber nach, ICOs massiv zu beschränken oder sogar komplett zu verbieten. Auch in Europa und in den USA zeigen sich Zentralbanken zunehmend unzufrieden mit der Anarchie auf dem Bitcoin-Markt. (fp)