Ukrainer, die aufgrund des Krieges aus dem Land geflohen sind, haben nicht selten ihr ganzes Bargeld mitgenommen. Manche Banken in Österreich verweigern den Wechsel aber anscheinend komplett. SPÖ-Integrationssprecherin Nurten Yilmaz sagte gegenüber der Redaktion, dass viele Geflüchtete die finanziellen Möglichkeiten mitbringen, sich selbst zu versorgen und das auch gern tun würden. Meist könne das mitgebrachte Vermögen hier aber nicht eingesetzt werden. Es brauche eine Lösung von Politik und Banken, fordert Yilmaz.   

Eine solche scheint – ganz im Unterschied zu Deutschland – weder von der Politik noch von einer der Banken angedacht worden zu sein. Kein Bankensprecher konnte dazu etwas sagen. Integrationsministerin Susanne Raab ließ eine wiederholte Anfrage der Redaktion unbeantwortet. Bei der Bundessparte Banken heißt es auf die Frage, wie sich die Situation in Österreich aus Sicht der Kreditinstitute darstellt und ob man eine Klärung anstrebt: "Wir können dazu nichts sagen".

"Nicht zuständig"
Auch unter den Banken selbst scheinen manche mit der Thematik nicht vertraut. Die Bawag, die zu den Instituten zählt, wo laut Information der Redaktion kein Wechsel möglich ist, antwortete nicht auf die Frage, wie man die Bargeldannahme handhabt und ob eine Lösung erstrebenswert sei. Der Bankenfachverband sei zuständig, so ein Sprecher.

Bei der Bank Austria erklärte ein Sprecher, dass sich die Problematik nicht erst jetzt stelle: "Wir wechseln aufgrund von Compliance-Vorschriften schon seit rund fünf Jahren gar kein Bargeld mehr, außer für eigene Kunden“. Das ändere sich nun nicht. Die Bank müsse aufgrund der Geldwäscheregelungen die Mittelherkunft prüfen. Es sei aber möglich, dass man sich die Thematik ansehe.

Bei der Raiffeisen-Bankengruppe heißt es: "Raiffeisen arbeitet intensiv mit relevanten Stellen zusammen, um Lösungen zu finden, wie ein Umtausch der ukrainischen Währung in Euro erfolgen kann".

Erste Group mit kostenlosem Konto und Wechselmöglichkeit
Aktiv Schritte gesetzt hat hingegen schon die Erste Group: Es wird ein kostenloses Konto für Geflüchtete aus der Ukraine angeboten. Wer ein solches eröffnet, kann Hrywna im Wert von bis zu 300 Euro pro Person umtauschen. Vorerst gilt das fix für die Erste Bank Filialen, wie ein Sprecher sagte. Zur Situation in den Sparkassen könne man pauschal im Moment nichts sagen.

Man müsse sich an Compliance-Vorschriften halten, deshalb seien das Wertlimit und die Eröffnung eines Kontos nötig. In dieser Sache gebe es jedoch momentan intern sehr viel Bewegung, man versuche zu helfen und schrittweise Lösungen zu finden, so der Sprecher. Die Erste Group, die für die Ukrainehilfe mehrere Millionen Euro an Spenden gemacht hat, zählt zu den Instituten, die rasch auf technischer Ebene reagiert haben. Im Online-Banking wurde zum Beispiel ein Spendenbutton für die Ukraine eingerichtet, der Marktübergreifend eine Reichweite von acht Millionen Kunden hat.

Deutsche Finanzindustrie sucht im Hintergrund nach Lösungen
Während Geflüchtete in Österreich auf Einzelbemühungen wie jene der Erste Group angewiesen sind, zeigt der Blick über die Grenzen, dass es auch anders geht. Wie die Redaktion aus Bankkreisen erfuhr, bemüht sich in Deutschland die Finanzindustrie im Hintergrund, einen Ausweg auf breiterer Ebene zu finden. Es sollen mehrere Optionen geprüft werden, um dieser Situation gerecht zu werden. Zu beantworten sind dabei nicht nur Compliance-Fragen. Auch sind die Banken und Wechselstuben schlicht nicht auf die Hrywna-Flut eingerichtet, da diese Währung im täglichen Geschäft bisher kaum eine Rolle spielte.

Geflüchtete, die einen Umtausch in Euro anstreben, dürften daher momentan noch bessere Wechsel-Chancen in EU-Ländern vorfinden, die direkt an die Ukraine angrenzen. Möglicherweise könnten dort die bisher existierenden Strukturen aufgrund der Nähe besser sein, so die Annahme einer mit der Sache vertrauten Person. (eml)