Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang der Woche begonnen hat, verbriefte Kredite aufzukaufen, um so die Geldmenge weiter zu erhöhen, halten sich die Banken weiter zurück. "Ob die Aktion langfristig gelingt, hängt stark von der Kreditnachfrage der Banken ab", erklärt Reto Hintermann, Multi-Asset-Spezialist der Fondsgesellschaft Swiss & Global. Die Kreditnachfrage sei zuletzt bei den zielgerichteten langfristigen Refinanzierungsgeschäften der EZB sehr zögerlich verlaufen: Die Banken fragten gerade einmal Papiere mit bedingter Langfristliquidität in Höhe von 82,6 Milliarden Euro nach.

Einen Grund für die insgesamt zögerliche Haltung der europäischen Kreditinstitute sieht Hintermann im noch andauernden Banken-Stresstest der EZB, dessen Ergebnisse Ende des Monats vorgestellt werden sollen. "Erst nach Veröffentlichung der Ergebnisse dürfte mehr Klarheit über den Gesundheitszustand des europäischen Finanzsystems herrschen und die Planungssicherheit für die Banken zunehmen", so Hintermann. Er geht davon aus, dass dies auch die Kreditnachfrage der Banken beeinflussen wird.

EZB erreicht Zwischenziel
Doch auch nach der Vorstellung der Ergebnisse rechnet der Experte nicht mit einer schlagartigen Änderung der Situation. "Die Umsetzung der beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen dürfte noch weitere Zeit in Anspruch nehmen", sagt er. Gleichwohl habe die EZB bereits mit der Ankündigung weiterer Maßnahmen ein wichtiges Ziel erreicht: "Der Euro hat sich gegenüber dem US-Dollar in den vergangenen drei Monaten signifikant abgeschwächt, womit die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen gestiegen ist." (dw)